Jungfrauenportal in der Paradiesvorhalle, Magdeburger Dom
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 25
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: 1 Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. 2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. 3 Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, 4 die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit. 5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf:
Siehe, der Bräutigam!
Geht ihm entgegen! 7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. 8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl,
sonst gehen unsere Lampen aus! 9 Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch;
geht lieber zu den Händlern
und kauft es euch! 10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam.
Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal
und die Tür wurde zugeschlossen. 11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen
und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch:
Ich kenne euch nicht. 13 Seid also wachsam!
Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Am nördlichen Querhaus des Magdeburger
Domes befindet sich die sogenannte Paradiesvorhalle mit dem
Jungfrauenportal. Die Figuren der Klugen und Törichten Jungfrauen
stammen aus der Zeit um 1240/50 und gelten als Meisterwerke der
mittelalterlichen Bildhauerkunst.
Die Skulpturen bestehen aus Sandstein und sind
etwa 120-130 cm groß. Sie waren ursprünglich nicht für diesen Standort
vorgesehen, denn sie sind vollplastisch ausgearbeit. Vielleicht wurden
sie als Säulenfiguren für ein großes Gewändeportal geschaffen oder
sollten als wandverbundene Freifiguren am Lettner stehen. Weder der
ursprüngliche Aufstellungsort, noch wer ihr Meister war, sind bekannt.
Die Geschichte um die Klugen und die Törichten
Jungfrauen gehört in den Themenkreis des Weltgerichts. Doch hier in
Magdeburg wird das Geschehen um Erlösung und Verdammnis in einer
eigenständigen Darstellung erstmalig und ungeheuer dramatisch vor Augen
geführt.
Der
geniale Bildhauer bringt bei seinen schlanken Mädchenfiguren die
elementaren Gefühle der Freude und des Schmerzes in so hoher
Expressivität zum Ausdruck, dass sich der mittelalterliche Betrachter
mit seinen eigenen Ängsten vor dem Weltgericht unmittelbar konfrontiert
sah. (Quelle)
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