Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich, denn durch Dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst |
Beda Venerabilis († 735)
Aus einer Homilie zum Gedenktag der Enthauptung Johannes' des Täufers.
Johannes ist der Vorläufer
Christi in Geburt und Tod
Der Vorläufer des Herrn in Geburt, Predigt und Tod bewies eine
Kraft des Kampfes, würdig der Zuschauer im Himmel, wie die Heilige Schrift
sagt: Wenn er auch vor den Menschen Qualen erdulden musste, so ist doch seine
Hoffnung voll Unsterblichkeit (1). Mit Recht feiern wir wieder den
Gedächtnistag, den er uns selbst durch sein Leiden zum Fest gemacht und den er
mit dem rosenroten Leuchten seines Blutes geschmückt hat. Mit Recht verehren wir
sein Andenken in geistlicher Freude; denn er hat das Zeugnis für Jesus Christus
mit dem Siegel des Martyriums abgeschlossen.
Kein Zweifel: der heilige Johannes hat Gefängnis und Ketten
ertragen zum Zeugnis für Jesus Christus, unsern Erlöser. Ihm ging er voran und
hat für ihn das Leben hingegeben. Von Johannes verlangte der Verfolger nicht,
Christus zu verleugnen, sondern die Wahrheit zu verschweigen; dennoch ist er
für Christus gestorben. Christus hat selbst gesagt: "Ich bin die
Wahrheit" (2), und so vergoss Johannes sein Blut für Christus, weil er es
für die Wahrheit tat. Durch Geburt, Predigt und Taufe legte er Zeugnis ab für
Christus, der nach ihm geboren wurde, der nach ihm predigte und von ihm getauft
wurde. Auch auf das Leiden Christi wies er hin; denn er hat vor ihm gelitten.
Solche Größe besaß der Mann, der nach dem Leiden einer langen
Gefangenschaft sein irdisches Leben im Vergießen seines Blutes beendete. Er,
der die Freiheit eines überiridischen Friedens verkündigt, wird von den
Gottlosen in Ketten gelegt. Er wird in das Dunkel des Kerkers eingeschlossen,
er, der gekommen ist, um Zeugnis abzulegen vom Licht (3), und den Christus -
das Licht selbst - eine brennende und leuchtende Lampe genannt hat (4). In
seinem eigenen Blut wird er getauft, der den Erlöser der Welt taufen durfte,
der über ihm die Stimme des Vaters hörte und sah, wie die Gnade des Heiligen
Geistes auf ihn herabkam. Doch für solche Menschen wie Johannes war es nicht
schwer, nein, es war leicht und der Sehnsucht wert, so für die Wahrheit
zeitliche Qualen zu erdulden; denn Johannes wusste, dass sie mit ewigem Glück
vergolten werden.
Menschen wie Johannes begehren, durch das Bekenntnis zum Namen
Christi mit dem Tod, der ohnehin unvermeidlich ist, die Palme des ewigen Lebens
zu empfangen. Treffend sagt der Apostel: "Euch wurde die Gnade zuteil,
nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch seinetwegen zu leiden" (5).
Dass die Auserwählten für Christus leiden, nennt er deshalb ein Geschenk
Christi, wie er auch sagt: "Ich bin überzeugt, dass die Leiden der
gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns
offenbar werden soll" (6).
1 Vgl. Weish 3,4.
2 Joh 14,6.
3 Vgl. Joh 1,8.
4 Vgl. Joh 5,35.
5 Phil 1,29.
6 Röm 8,18.
Enthauptung Johannes des Täufers, Kathedrale von Amiens |