Verkündigung des Herrn, Museum Unterlinden, Colmar
"Sei
gegrüsst, die du voll der Gnade bist" (Lk. 1.29). In der Tat, als der
Engel "bei ihr eintritt", nennt er sie nicht mit ihrem irdischen
Namen Maria, sondern mit ihrem göttlichen, so wie Gott sie seit jeher sieht und
bezeichnet: "Voll der Gnade - gratia plena", [...]
"Begnadete", und die Gnade ist nichts anderes als die Liebe Gottes,
so dass wir dieses Wort schliesslich mit "die von Gott geliebte"
übersetzen könnten (vgl. Lk 1,28). [...] Origines hält fest, dass niemals ein
Mensch mit einem solchen Ehrentitel bedacht worden sei und dass dieser an
keiner anderen Stelle der ganzen Heiligen Schrift vorkomme (vgl. In Lucam 6,7). Der Titel ist in passiver Form ausgedrückt, aber diese "Passivität"
Mariens, die von jeher und für immer die vom Herrn "geliebte" ist,
schliesst ihre freie Zustimmung, ihre persönliche und eigene Antwort ein: Im
Geliebtsein, im Empfangen der Gabe Gottes, ist Maria ganz aktiv, weil sie die
Flut der Liebe Gottes, die sich in sie ergiesst, in persönlicher Bereitschaft
aufnimmt. Auch darin ist sie vollkommene Jüngerin ihres Sohnes, der durch den
Gehorsam gegenüber dem Vater seine eigene Freiheit ganz verwirklicht und eben
auf diese Weise seine Freiheit ausübt, indem er gehorcht.
Benedikt XVI., Predigt am
Hochfest der Verkündigung des Herrn, 25. März 2006
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