Donnerstag, 7. Januar 2021

Krippe und Kreuz (Das Anbetungsfenster aus dem Bayernfensterzyklus im Kölner Dom)

 

Hirten und Könige beten Christus den Herrn an, Anbetungsfenster, Kölner Dom


 

Das Licht, das in der Weihnachtsnacht erstrahlt ist und die Grotte von Betlehem erleuchtet, wo Maria, Josef und die Hirten in stiller Anbetung verharren, erstrahlt und offenbart sich heute allen. Epiphanie – Erscheinung des Herrn – ist ein Lichtmysterium, symbolisch angezeigt von dem Stern, der den Weg der Sterndeuter lenkte. Die wahre Lichtquelle, »das aufstrahlende Licht aus der Höhe« (Lk 1,78), ist jedoch Christus. Im Geheimnis von Weihnachten erstrahlt das Licht Christi über die ganze Erde, indem es sich gleichsam in konzentrischen Kreisen ausbreitet. Zunächst über der Heiligen Familie aus Nazaret: Die Jungfrau Maria und Josef werden von der göttlichen Anwesenheit des Jesuskindes erleuchtet. Das Licht des Erlösers offenbart sich dann den Hirten aus Betlehem, die nach dem Hinweis des Engels sogleich zur Grotte eilen und dort das ihnen angekündigte »Zeichen« finden: ein Kind, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt (vgl. Lk 2,12). Die Hirten verkörpern, zusammen mit Maria und Josef, jenen »Rest Israels«: die Armen, die »anawim«, denen die Frohe Botschaft verkündet wird. Schließlich erreicht der Glanz Christi die Sterndeuter, welche die Erstlinge der heidnischen Völker darstellen. Im Schatten bleiben die Paläste der Mächtigen von Jerusalem, wohin die Nachricht von der Geburt des Messias paradoxerweise gerade von diesen Sterndeutern gebracht wird und dort keine Freude weckt, sondern Furcht und feindselige Reaktionen auslöst. Geheimnisvoller göttlicher Plan: »Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse« (Joh 3,19).

Aber was ist dieses Licht? Ist es lediglich eine eindrucksvolle Metapher oder entspricht dem Bild eine reale Gegebenheit? Der Apostel Johannes schreibt in seinem ersten Brief: »Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm« (1 Joh 1,5); und später fügt er hinzu: »Gott ist Liebe«. Zusammengenommen verhelfen uns diese beiden Aussagen zu einem besseren Verstehen des Geschehens: Das zu Weihnachten erschienene Licht, das sich heute den Völkern zeigt, ist die Liebe Gottes, die in der Person des fleischgewordenen Wortes offenbar geworden ist. Angezogen von diesem Licht treffen die Sterndeuter aus dem Osten ein. Im Geheimnis der Epiphanie zeigt sich also neben einer Bewegung der Ausstrahlung nach außen eine Bewegung der Anziehung hin zum Zentrum, welche die schon in den Alten Bund eingeschriebene Bewegung vollendet. Die Quelle dieses Dynamismus ist Gott – ein einziger in seinem Wesen, dreifaltig in seinen Personen –, der alles und alle an sich zieht. Die Person des menschgewordenen Wortes erscheint somit als Prinzip der Versöhnung und universalen Einigung (vgl. Eph 1,9–10).
Christus ist das Endziel der Geschichte, der Ankunftspunkt eines »Exodus«, eines von der Vorsehung bestimmten Erlösungsweges, der in seinem Tod und in seiner Auferstehung endet. Darum sieht die Liturgie am Hochfest der Erscheinung des Herrn die sogenannte »Ankündigung des Osterfestes« vor: Das Kirchenjahr faßt in der Tat die gesamte Erzählung der Heilsgeschichte zusammen, in deren Zentrum »das Triduum des gekreuzigten, begrabenen und auferstandenen Herrn« steht.
(Papst Benedikt XVI, aus der Predigt vom 6.1.2006)

 


Wir beten Dich an, Herr, Jesus Christus und preisen Dich,

denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen