Sonntag, 7. Juni 2020

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes




Liebe Brüder und Schwestern! 

Nach der Osterzeit, die am vergangenen Sonntag mit dem Pfingstfest ihren Abschluß gefunden hat, ist die Liturgie zum »Jahreskreis« zurückgekehrt. Dies will aber nicht heißen, daß der Einsatz der Christen geringer werden darf. Im Gegenteil: Wir sind durch die Sakramente in das göttliche Leben eingetreten und so tagtäglich aufgerufen, für das Wirken der Gnade offen zu sein, um in der Liebe zu Gott und zum Nächsten voranzuschreiten. Der heutige Dreifaltigkeitssonntag faßt in gewissem Sinne die Offenbarung Gottes zusammen, die sich in den österlichen Geheimnissen ereignet hat: Tod und Auferstehung Christi, seine Himmelfahrt zur Rechten des Vaters und die Ausgießung des Heiliges Geistes. Der Geist und die Sprache des Menschen reichen nicht aus, um die zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist bestehende Beziehung zu erklären, und dennoch haben die Kirchenväter versucht, das Geheimnis des dreieinigen Gottes zu veranschaulichen, indem sie es in ihrem eigenen Dasein mit tiefem Glauben gelebt haben.

Die göttliche Dreifaltigkeit nämlich nimmt in uns Wohnstatt am Tag der Taufe: »Ich taufe dich« – sagt der geweihte Diener Gottes – »im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Des Namens Gottes, in dem wir getauft sind, gedenken wir jedesmal, wenn wir uns bekreuzigen.
Der Theologe Romano Guardini merkt zum Kreuzzeichen an: »Wir machen es vor dem Beten, damit es uns ordne und sammle, Gedanken und Herz und Willen in Gott fasse. Nach dem Gebet, damit in uns bleibe, was Gott uns geschenkt hat… Dann umfaßt es dein ganzes Wesen, Gestalt und Seele… Alles wird darin gestärkt, gezeichnet, geweiht, in der Kraft Christi, im Namen des dreieinigen Gottes« (Vom Geist der Liturgie, Freiburg 1918; Ostfildern-Paderborn 2007).

Im Kreuzzeichen und im Namen des lebendigen Gottes ist daher die Verkündigung enthalten, die den Glauben erweckt und das Gebet beseelt. Und wie Jesus es im Evangelium den Aposteln verheißt: »Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen« (Joh 16,13), so geschieht dies in der sonntäglichen Liturgie, wenn die Priester von Woche zu Woche das Brot des Wortes und der Eucharistie austeilen.
Auch der hl. Pfarrer von Ars rief dies seinen Gläubigen in Erinnerung: »Wer hat Eure Seele – so sagte er – beim ersten Eintritt in das Leben aufgenommen? Der Priester. Wer nährt sie, um ihr die Kraft zu geben, ihre Pilgerschaft zu vollenden? Der Priester. Wer wird sie darauf vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letzten Mal im Blut Jesu Christi wäscht? Der Priester, immer der Priester« (Schreiben zum Beginn des Priester-Jahres; 26.6.2009). 

Liebe Freunde, machen wir uns das Gebet des hl. Hilarius von Poitiers zu eigen: 
»Bewahre … unversehrt diese Ehrfurcht meines Glaubens;
und bis zum Scheiden meines Geistes gib mir diese Bekundung meines Wissens,
daß ich immer festhalte,
was ich in der Glaubensregel bei meiner Wiedergeburt feierlich bekannte,
als ich getauft wurde im Vater und Sohn und Heiligen Geist« 
(De Trinitate, XII, 57, CCL 62/A, 627). 

Wir rufen zur seligen Jungfrau Maria, dem ersten Geschöpf, in dem die Heiligste Dreifaltigkeit ganz ihre Wohnstatt genommen hat, und bitten um ihren Schutz, um unsere Pilgerschaft auf Erden gut fortzusetzen.

(Benedikt XVI., Angelus am Dreifaltigkeitssonntag, 30. Mai 2010)



Gnadenstuhlkapelle, Saint Hilaire le Grand, Poitiers


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