Donnerstag, 5. September 2019

Vergessen: gestern

Mose und Gott im brennenden Dornbusch, St. Lorenz, Nürnberg


das Gedenken an Mose und Rosa von Viterbo

Mose sieht in der Wüste einen Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. In einem ersten Moment kommt er von Neugier gedrängt näher, um sich dieses geheimnisvolle Geschehen anzusehen, als plötzlich aus dem Dornbusch eine Stimme seinen Namen ruft und fortfährt: »Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs« (Ex 3,6). Und gerade dieser Gott ist es, der ihn mit dem Auftrag nach Ägypten zurückschickt, das Volk Israel in das verheißene Land zu führen und den Pharao in seinem Namen um die Befreiung Israels zu bitten. Daraufhin fragt Mose Gott nach seinem Namen, nach dem Namen, mit dem Gott seine besondere Hoheit zeigt, so daß er sich dem Volk und dann dem Pharao vorstellen kann.

Die Antwort Gottes mag merkwürdig anmuten; sie scheint eine Antwort und gleichzeitig keine Antwort zu sein. Er sagt von sich einfach: »Ich bin der ›Ich-bin-da‹«. »Er ist«, und das muß genügen. Gott hat also die Bitte des Mose nicht abgeschlagen, er offenbart seinen Namen und schafft auf diese Weise die Möglichkeit der Anrufung, des Rufes, der Beziehung. Indem er seinen Namen offenbart, stiftet Gott eine Beziehung zwischen sich und uns. Er kann angerufen werden, er tritt in eine Beziehung mit uns und gibt uns die Möglichkeit, in einer Beziehung mit ihm zu stehen. Das bedeutet, daß er sich in gewisser Weise unserer menschlichen Welt überläßt und so zugänglich wird, gleichsam einer von uns. Er nimmt die Gefahr der Beziehung auf sich, des Mit-uns- Seins.

Das, was seinen Anfang beim brennenden Dornbusch in der Wüste genommen hatte, erfüllt sich im brennenden Dornbusch des Kreuzes, wo Gott, der in seinem menschgewordenen Sohn zugänglich, wirklich einer von uns geworden ist, unseren Händen überlassen wird und auf diese Weise die Befreiung der Menschheit verwirklicht. Gott, der sich in der Nacht der Flucht aus Ägypten als der Befreier von der Knechtschaft offenbart hat, offenbart sich auf Golgota als der, der jeden Menschen mit der heilbringenden Kraft des Kreuzes und der Auferstehung umarmt und ihn von Sünde und Tod befreit, ihn in der Umarmung seiner Liebe annimmt. 
(aus der Predigt von Papst Benedikt am 7.3.2010)


Geburt Jesu mit Evangelistensymbolen und atl. Vorbildern, St. Lorenz, Nürnberg

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