Pfingsten, Dormitio Abtei, Jerusalem |
Als der Tag des Pfingstfestes gekommen
war,
waren alle zusammen am selben Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen,
wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt,
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer,
die sich verteilten;
auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt
und begannen, in anderen Sprachen zu reden,
wie es der Geist ihnen eingab.
waren alle zusammen am selben Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen,
wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt,
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer,
die sich verteilten;
auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt
und begannen, in anderen Sprachen zu reden,
wie es der Geist ihnen eingab.
(Apostelgeschichte 2)
Der Abendmahlsaal in Jerusalem
Der hl.
Lukas stellt die Erzählung über das Pfingstereignis, die wir in der ersten
Lesung gehört haben, in das zweite Kapitel der Apostelgeschichte. Das
Kapitel beginnt mit dem Satz: »Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich
alle am gleichen Ort« (Apg 2,1). Diese Worte beziehen sich auf das
vorhergehende Bild, in dem Lukas die kleine Gemeinschaft der Jünger beschrieben
hat, die sich nach der Himmelfahrt Jesu standhaft in Jerusalem versammelte
(vgl. Apg 1,12–14). Diese Beschreibung ist reich an Details: der Ort,
»wo sie wohnten« – der Abendmahlssaal – befindet sich »im Obergemach«; die elf
Apostel werden namentlich aufgezählt, und die ersten drei sind Petrus, Johannes
und Jakobus, die »Säulen« der Gemeinde; zusammen mit ihnen werden »die Frauen«
erwähnt, »Maria, die Mutter Jesu« und »seine Brüder«, die nunmehr in diese neue
Familie aufgenommen sind, die nicht mehr in Blutsbanden, sondern im Glauben an
Christus gründet
Auf
dieses »neue Israel« spielt eindeutig die Gesamtzahl der Menschen an, die sich
auf »etwa hundertzwanzig« belief, ein Vielfaches der »zwölf« des
Apostelkollegiums. Die Gruppe bildet wirklich eine »qãhãl«, eine
»Versammlung« entsprechend dem Vorbild des ersten Bundes: die Gemeinde, die
zusammengerufen wird, um die Stimme des Herrn zu hören und auf seinen Wegen zu gehen.
Das Buch der Apostelgeschichte hebt hervor, daß »sie alle dort einmütig im
Gebet verharrten« (1,14). Das Gebet ist also die vorrangige Tätigkeit der
entstehenden Kirche, durch die sie ihre Einheit vom Herrn empfängt und sich von
seinem Willen führen läßt, was auch die Entscheidung beweist, durch das Los
denjenigen zu wählen, der den Platz des Judas einnehmen wird (vgl. Apg
1,24–25).
Diese
Gemeinde ist am selben Ort, dem Abendmahlssaal, am Morgen des jüdischen
Pfingstfestes versammelt, dem Bundesfest, an dem des Geschehens auf dem Sinai
gedacht wurde, als Gott durch Mose Israel vorgeschlagen hatte, sein Eigentum
unter allen Völkern zu werden, um Zeichen seiner Heiligkeit zu sein (vgl. Ex
19). Nach dem Buch Exodus wurde dieser alte Bund von einem schreckenerregenden
Machterweis des Herrn begleitet: »Der ganze Sinai«, so ist zu lesen, »war in
Rauch gehüllt, denn der Herr war im Feuer auf ihn herabgestiegen. Der Rauch
stieg vom Berg auf wie Rauch aus einem Schmelzofen. Der ganze Berg bebte
gewaltig« (Ex 19,18). Wir finden die Elemente des Windes und des Feuers
erneut im Pfingsten des Neuen Testaments vor, jedoch ohne einen Anklang von
Furcht. Insbesondere nimmt das Feuer die Gestalt von Zungen an, die alle auf
einen jeden der Jünger niederkamen, die »alle mit dem Heiligen Geist erfüllt
wurden« und durch diese Ausgießung »begannen, in fremden Sprachen zu reden« (Apg
2,4). Es handelt sich um eine regelrechte Feuer- »Taufe« der Gemeinde, eine Art
neue Schöpfung. An Pfingsten wird die Kirche nicht aus dem Willen eines
Menschen heraus gestiftet, sondern durch die Kraft des Geistes Gottes. Und
sofort wird erkennbar, wie dieser Geist einer Gemeinde Leben verleiht, die
zugleich eins und universal ist und so den Fluch von Babel überwindet (vgl. Gen
11,7–9). Denn nur der Heilige Geist, der Einheit in der Liebe und in der
gegenseitigen Annahme der Unterschiedlichkeit schafft, kann die Menschheit von
der ständigen Versuchung des Willens zu irdischer Macht befreien, der alles
beherrschen und gleichmachen will.
(Papst Benedikt XVI., Pfingstsonntag 2008, 11. Mai)
der Abendmahlsaal, Jerusalem |
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