Anbetung der Dreifaltigkeit, Lamm Gottes umgeben von den englischen Heiligen, St Stephens, Eastbourne |
Heute gedenkt die Kirche des hl. Benno von Meißen
Nach der österlichen Zeit, die ihren Höhepunkt im Pfingstfest gefunden hat, sind in der Liturgie drei weitere Hochfeste vorgesehen: heute das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit; am kommenden Donnerstag das Fronleichnamsfest, das in vielen Ländern, darunter Italien, am darauffolgenden Sonntag gefeiert wird; und schließlich das Fest des Heiligsten Herzens Jesu. Jeder dieser liturgischen Festtage verdeutlicht einen Aspekt, von dem ausgehend sich das gesamte Geheimnis des christlichen Glaubens erfassen läßt: und zwar die Wirklichkeit des einen und dreifaltigen Gottes, das Sakrament der Eucharistie und die gottmenschliche Mitte der Person Christi. Tatsächlich handelt es sich hierbei um Aspekte des einen Heilsgeheimnisses, die gewissermaßen den ganzen Weg der Offenbarung Jesu von der Menschwerdung zum Tod und zur Auferstehung bis hin zur Himmelfahrt und dem Geschenk des Heiligen Geistes zusammenfassen
Am heutigen Tag betrachten wir die Heiligste Dreifaltigkeit so, wie Jesus sie uns zu erkennen gegeben hat. Er hat uns offenbart, daß Gott Liebe ist, »nicht in der Einzigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens« (Präfation): Gott ist Schöpfer und barmherziger Vater; er ist der eingeborene Sohn, ewige fleischgewordene Weisheit, gestorben und auferstanden für uns; und schließlich ist er Heiliger Geist, der alles, den Kosmos und die Geschichte, zur abschließenden Vereinigung unter ein Haupt hinführt. Drei Personen, die ein Gott sind, da der Vater Liebe ist, da der Sohn Liebe ist, da der Geist Liebe ist. Gott ist ganz und gar nur Liebe, reinste, unendliche und ewige Liebe. Er lebt nicht in glanzvoller Einsamkeit, sondern ist vielmehr unerschöpflicher Quell des Lebens, das sich unaufhörlich hinschenkt und mitteilt. Wir können es in einem gewissen Maß erahnen, wenn wir sowohl den Makrokosmos – unsere Erde, die Planeten, die Sterne, die Galaxien – als auch den Mikrokosmos – die Zellen, die Atome, die Elementarteilchen – betrachten. In alles Seiende ist in gewissem Sinne der »Name« der Allerheiligsten Dreifaltigkeit eingeprägt, da das ganze Sein, bis hin zum letzten Partikel, ein In-Beziehung-Sein ist, und auf diese Weise scheint Gott durch, der Beziehung ist, es scheint letztlich die Schöpferliebe durch. Alles geht aus der Liebe hervor, strebt hin zur Liebe und bewegt sich gedrängt von der Liebe, natürlich in unterschiedlichen Stufen des Bewußtseins und der Freiheit. »Herr, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!« (Ps 8,2) – ruft der Psalmist aus. Wenn die Bibel vom »Namen« spricht, verweist sie auf Gott selbst, auf seine wahrste Identität; eine Identität, die über der ganzen Schöpfung erstrahlt, wo jedes Wesen allein aufgrund der Tatsache, daß es ist, und aufgrund des »Gewebes«, aus dem es gemacht ist, auf ein transzendentes Prinzip bezogen ist, auf das ewige und unendliche Leben, das sich hinschenkt, mit einem Wort: auf die Liebe. »In ihm«, so sagte der hl. Paulus auf dem Areopag in Athen, »leben wir, bewegen wir uns und sind wir« (Apg 17,28). Der deutlichste Beweis dafür, daß wir nach dem Bild der Dreifaltigkeit geschaffen sind, ist dieser: Allein die Liebe macht uns glücklich, da wir in Beziehung leben, und wir leben, um zu lieben und geliebt zu werden. Einer der Biologie entlehnten Analogie gemäß könnten wir sagen, daß das Sein des Menschen in seinem »Erbgut« die tiefe Spur der Dreifaltigkeit trägt, des Gottes, der die Liebe ist.
Maria, St Stephens, Eastbourne |
Die Jungfrau Maria hat sich in ihrer fügsamen Demut zur Magd der göttlichen Liebe gemacht: Sie hat den Willen des Vaters angenommen und den Sohn durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen. In ihr hat sich der Allmächtige einen Tempel errichtet, der seiner würdig ist, und er hat sie zum Vorbild und Bild der Kirche gemacht, Geheimnis und Haus der Gemeinschaft für alle Menschen. Maria, Spiegel der Heiligsten Dreifaltigkeit, helfe uns, im Glauben an das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu wachsen.
(Benedikt XVI., Angelus zum Dreifaltigkeitsfest 2009)
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