Donnerstag, 11. April 2019

Das Martyrium des hl. Stanislaus

Ermordung des hl. Stanislaus während der Eucharistiefeier,
Kathedrale von Tschenstochau

  
Junger Bischof

Der in Krakau residierende Herzog Bolesław II Szczodry bemerkte die Disziplin, Klugheit und Besonnenheit des Priesters. Daher ernannte er genau diesen 35-jährigen Stanislaus nach dem Tod von Bischof Lambertus zu dessen Nachfolger. Der neue Bischof kümmerte sich um den Bau der Wawel-Kathedrale, aber er vergaß auch die Evangelisierung seiner Diözese und anderer polnische Gebiete nicht. Man schätze ihn aufgrund seiner Empfindlichkeit für die menschliche Armut und das Leid. Er hörte aufmerksam zu und gab geduldig Rat. Er war ein ehrlicher und offener Mensch. Er hatte klare Regeln, liebte die Wahrheit und ärgerte sich über Heuchelei. Er lebte bescheiden und alles, was er hatte, teilte er mit den Bedürftigen. Er gewann die Menschen durch demütige Liebe, Sanftmut und Verständnis für sich. Mutig stellte er der komplizierten politischen Situation die Stirn.

König und Bischof 


Anfangs lief die Zusammenarbeit des Bischofs und des Königs sehr gut. Stanislaus führte das Volk mit einem starken Wort, Bolesław mit einer starken Hand. Angeblich waren sie sogar Freunde. Stanislaus beriet Bolesław in staatlichen Angelegenheiten, war Zeuge seiner Krönung zum König von Polen an Weihnachten im Jahre 1076. Sie verstanden sich gut und hatten ein gemeinsames Ziel: Polens Wohlergehen. Dann aber nahm der Kampf um die Rückgewinnung der durch die Vorgänger verlorenen polnischen Gebiete Bolesław ganz ein. Er genoss die Siege und kehrte nur ungern nach Krakau zurück. Damit vernachlässigte er nicht nur selber seine Familie und seine Untertanen, sondern trennte auch seine Soldaten von den sie zu Hause erwartenden Frauen und Kindern.

Weit von Zuhause

Grund für den scharfen Konflikt zwischen dem König und dem Bischof waren die Folgen jahrelanger Kämpfe der polnischen Armee mit den Ruthenen. Die Soldaten zeigten ihre Freude über die Siege auf verschiedene, Menschen beleidigende Weise. Sie berücksichtigten keine Grenzen des Anstands, keine Eheversprechen, moralischen Prinzipien usw. Einige Soldaten kamen letztendlich zur Vernunft und baten den König um eine Erlaubnis, in das Land zurückzukehren. Dieser sagte ihnen entschieden ab. Sie begannen zu desertieren. Nach so langer Abwesenheit quälte die Einsamkeit auch die tapferen Soldaten-Ehemänner, die Ehefrauen und Mütter. Wütend über das Vorgehen des Königs und besorgt über die schmerzhaften Konsequenzen seiner Unverschämtheit, konnte Bischof Stanislau nicht weiter darauf schauen, was vor sich ging. Unterdessen kehrte der rasende König nach Krakau zurück…

„Sünder zurechtweisen”

Bolesław fing an, erbarmungslos und ohne Gericht Recht zu sprechen. Er tötete die Deserteure und demütigte die untreuen Ehefrauen. Er säte Furcht und Tod und vergaß, dass er selber auch nicht ohne Schuld war und nicht selten selber Verrat beging. Die Untertanen waren erschrocken. Die Geistlichen hatten Angst, sich auf ihre Seite zu stellen. Alle zeigten sich angesichts der Grausamkeiten des Königs macht- und ratlos. Sie wollten den Ärger lieber verhindern, um das eigene Leben zu schützen.

Nur ein Mensch widersetzte sich ihm tapfer. Stanislaus stellte sich mehrere Male dem König. Sie sprachen unter vier Augen. Der König aber blieb standhaft. Der Bischof begann ihn also von der Kanzel aus zu ermahnen. Der König versuchte, ihn anzuschwärzen, seine Autorität und die Achtung zu schwächen, die die Menschen ihm erwiesen. Am Ende befahl der Bischof den Priestern, die Heilige Messe zu unterbrechen, sobald der König zum Gottesdienst in die Kirche eintrat.

Kein Zittern, treu bis zuletzt

Am 11. April 1079 begab sich Bischof Stanislaus, gemeinsam mit weiteren Geistlichen, in die Kirche auf dem Felsen in Krakau, um eine Sühnemesse zur Vergebung der eigenen Sünden und der Sünden des ganzen Volkes sowie für die Bekehrung des Königs zu feiern. Bei der Eucharistiefeier, wahrscheinlich kurz vor Schluss, trat der König mit lautem Krach mit seinen Rittern in das Gotteshaus ein. Er ging auf den Altarraum zu, zückte sein Schwert, ging zum betenden Bischof und stieß ihm das Schwert in den Kopf (damals wurde die Eucharistie nach lateinischem Ritus mit dem Rücken zu den Gläubigen gefeiert). Er befahl den Rittern, den Körper hinauszutragen, zu vierteln und zu verstreuen.

(Un)erwartete Folgen der Gräueltat

Auf diese Weise verlor die Diözese ihren Bischof und Polen – den König. Für den Mord am Bischof verlor Bolesław die Krone und das Volk wandte sich von ihm ab. Unmittelbar nach dem Mord entzog Rom dem polnischen König den Titel des christlichen Herrschers. Er musste nach Ungarn fliehen und verstarb im Exil. Bis zuletzt ist nicht bekannt, wie und wann dies geschah. Einige Quellen sprechen von dem Benediktinerkloster in Osjaków, wo er sich angeblich, gequält durch das schlechte Gewissen, mit Gott versöhnt und schweigend gebüßt haben soll. Die dortigen Einwohner sprechen vom Buß-König.
Die Nachricht über das Martyrium und den Mut von Bischof Stanisław aber verbreitete sich schnell im Königreich und darüber hinaus. Sein Leichnam wurde in Krakau in der Kirche auf dem Felsen begraben und nach 10 Jahren in einer feierlichen Prozession in die Wawel-Kathedrale überbracht.

(Quelle: archivkrakow




Kathedrale von Tschenstochau

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