Samstag, 19. Januar 2019

Dagobert I.

Rettung von König Dagobert durch das Gebet der Heiligen, St. Denis, Paris


1. unten die Liegefigur von Dagobert I., die sich bittend zum Grab des hl. Denis wendet, das sich unterhalb des Hauptaltars befindet.

2. darüber links im 1. Reliefstreifen:  Ansoald, Bischof von Poitiers im 8. Jh. legt seine Hand auf die Schulter des Eremiten Johannes. Ansoald ist der Erzähler dieser Vision.

3. über der Figur rechts: Die Seele von Dagobert (als nacktes und gekröntes Kind) wird von Dämonen in einem Boot zur Insel Stromboli gebracht, eine Insel im Norden Siziliens. Im Mittelalter hielt man diese Inseln wegen der häufigen vulkanischen Ausbrüche für die Pforten der Unterwelt.

5. Im 2. Reliefstreifen darüber entreißen die hll. Dionysius, Mauritius und Martin die Seele von Dagobert den Dämonen.

6. Im Bogenfeld präsentieren die drei Heiligen auf einem Tuch Dagobert. Aus einer Wolke ragt die Hand Gottes hervor. Dagobert wird dank der Heiligen, denen er eine Kirche geweiht hat, vor der Hölle bewahrt. (starker Anreiz für Kirchenstiftungen!)

7. Im Wimperg segnet Christus die Fürsprecher Dionysius und Martin



Die glanzvolle Krönung ist das Grabmal des Königs Dagobert I. des 638 verstorbenen Gründer der Abtei St-Denis. Dieses reichste aller Gräber in der Abteikirche ist von den bedeutendsten Bildhauern Ludwigs des Heiligen geschaffen, die mir ihrer Werkstatt qudh ei3 16 Grabbilder seiner Vorgänger dort gemeißelt haben. Während jene den Sarkophag-Typus der lebend und stehend aufgefaßten Liegefigur auf den Gipfel künstlerischer Erscheinung erheben, schließt das Dagobert-Mal an die andere Überlieferung der Darstellung des Toten an, dessen Seele zum Himmel erhoben wird.
Die Nische ist hier nicht an der Wand, sondern frei aufgebaut und in den Chor der Kirche gestellt. So ist auch die Rückseite sichtbar, sie zeigt den König und die Königin, die betend den Segen Christi empfangen.
Die Nische selbst - in den Architekturteilen erneuert - öffnet sich auf die Vorderseite. Wie schon das Grab Otgers des Dänen ist sie nach der Art eines reichen Kirchenportals gestaltet. Ein Wimperg zwischen Eckfilialen überhöht die spitzbogige Nische, die durch ein Bogenfeld und zwei Reliefstreifen darunter gefüllt ist. Sie zeigen die Gefährdung des Königs und die Rettung seiner Seele, sowie ihre Erhebung durch Heilige und Engel in den Himmel, ähnlich den Heiligenleben auf dem Bogenfeldern der Kirchenportale. Am Rande der Archivolte sind je drei Engel mit Rauchfässern übereinander aufgereiht. In der Mitte unten liegt über einem Sockel auf schräg nach vorne geneigter Grabplatte der König. Er ist - wie nie vorher - auf der Seite liegend dargestellt. Wie ein Schlafender, dem Beschauer zugewandt, liegt er mit der Wange auf dem Kopfkissen. Dennoch hält er betend die Hände vor der Brust und blickt mit geöffneten Augen vor sich oder zum Altar hin. Links und rechts über ihm stehen im Gewände die Säulenfiguren der Königin Nanthilde, eine der herrlichsten Gewandfiguren der Zeit (..) und der (1862 erneuerte) Sohn Chlodwig II. (Auch die Figur Dagoberts ist Kopie.) Im Wimperg knien die heiligen Dionysius und Martin vor Christus in der Fürbitte für den Verstorbenen.
Sein Denkmal ist nach Art und Aufwand in die Sphäre des Heiligengrabs erhoben: die groß gezeichnete Architektur, ein eigener Bau in reichen Formen, der Aufstieg von dem am Boden liegenden König über die Wunderereignisse seiner Legende empor zu seiner Erhebung zum segnenden Christus am Himmel. Die Verehrung und Heiligung des Königtums erscheint zu hohem Anspruch und großer Form gesteigert.
K. Bauch, Das mittelalterliche Grabbild: Figürliche Grabmäler des 11. bis 15. Jh., 62)

die drei Mittelfenster zeigen das Martyrium des hl. Dionysius, in der Mitte trägt er sein abgeschlagenes Haupt
St. Denis, vermutlich gestiftet von Dagobert I.


Dagobert, fränkische Könige: Dagobert I., geboren 605/610, + 19.1.639: Sohn Chlothars II. noch zu dessen Lebzeiten zum Unterkönig von Austrasien unter der Regentschaft Arnulfs von Metz und Pippins d. Älteren erhoben, gelang es ihn nach Chlothars (629) u. seines Bruders Charibert Tod (632) die Regierung im Gesamtreich zu übernehmen, das unter ihm eine geistige Nachblüte erlebte. Fiskalische Maßnahmen sowie die Ersetzung Pippins durch neustrische Berater trieben den austrasischen Adel in die Opposition. Mangelnde Unterstützung durch die Austrier bewirkte schließlich auch Dagoberts Niederlage gegen den Slawenkönig Samo in der Schlacht von Wogastisburg (631/632). Erst als Dagobert den Austriern wieder ein Unterkönigtum unter seinem Sohn Sigibert III. eingeräumt hatte (633/634), konnte ein erfolgreicher Grenzschutz gegen die Slawen organisiert werden.
Dagobert, der selbst zügellos lebte, gewährte der Kirche reiche Unterstützung, insbes. der Mission in Friesland (hl. Amandus). Umstritten ist die Gründung des Klosters St-Denis durch ihn.
(Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Bd. 3, 122f)

Grabmal von König Dagobert I., St. Denis; Paris

Saint Denis, Paris

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