Stanislaus auf der Flucht nach Deutschland, verfolgt von seinem Bruder Paul, Stanislaus Kostka Kapelle, Wien |
Am 28. Oktober 1550 wurde Stanislaus Kostka in Polen (Rostkow) geboren. Er wächst im Schloss seiner Eltern auf; mit 14 Jahren wird er in das neue Jesuitenkolleg "Am Hof" nach Wien geschickt. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Paul verbringt er drei für ihn zum Teil schwierige Jahre in Wien: seine religiöse Überzeugung und der häufige Besuch der Messe tragen ihm Verständnislosigkeit und Spott ein. In Wien reift auch sein größter Wunsch: der Eintritt ins Noviziat der Jesuiten; das Leben der Jesuitenpatres in Wien hat ihn stark beeindruckt. Aber seine Familie, vor allem der Vater, ist strikt gegen die Pläne von Stanislaus. Der damalige Provinzialobere in Österreich, Pater Maggi, wagt nicht, Stanislaus ins Noviziat aufzunehmen, weil er feindselige Schritte des polnischen Adeligen gegen den jungen Jesuitenorden fürchtet. 1567 wird die Situation für Stanislaus in Wien unerträglich; vor allem sein Bruder Paul lässt ihn seine Verachtung spüren o flieht Stanislaus - als Bettler verkleidet - nach Dillingen in Süd-Deutschland, um dort Petrus Canisius, den Provinzial der deutschen Jesuiten, zu treffen und ihn um Aufnahme ins Noviziat zu bitten.
Am Grab des hl. Stanislaus Kostka in Rom
Das Sterbezimmer des hl. Stanislaus Kostka in Rom
Die Stanislaus Kostka Kapelle in Wien
nochmal die Kapelle in Wien
Bericht
von Stanislaus über seine Flucht aus Wien (Brief an seinen Freund Ernst in
Wien, geschrieben aus Dillingen):
Liebster
Freund! Ich grüße Dich von Herzen. Mit der Gnade Gottes und durch die Fürbitte
der seligen Gottesmutter Maria habe ich in vollkommener Gesundheit die Hälfte
meiner Reise zurückgelegt. Mein Jesus und meine liebe Mutter, die seligste
Jungfrau, haben mir mehr als ein Kreuz mit auf den Weg gegeben. Gleich hinter
Wien gewahrte ich unsere beiden Diener. Schnell verbarg ich mich im nahen Wald.
Schon war
ich glücklich durch mancherlei Wälder und Berge gelangt, als ich am zweiten Tag
gegen Mittag, da ich eben an einer frischen Quelle rastete, Pferdegetrappel
hörte. Ich stand auf und interessierte mich für den schneidigen Reiter, der
daherkam. Es war mein Bruder Paul. Das Pferd schäumte, das Gesicht meines
Bruders glühte. Denke Dir, lieber Ernst, wie ich erschrak. Zur Flucht war keine
Möglichkeit mehr, so schnell galoppierte sein Pferd daher. Ich nahm allen Mut zusammen,
näherte mich dem Reiter und bat um ein Almosen. Er begann mich gleich nach
seinem Bruder zu fragen, beschrieb mir die Kleidung, die Gestalt und das Gesicht
desselben und sagte, er sei mir ähnlich. Ich antwortete ihm, sein Bruder sei
diesen Morgen auf dem gleichen Weg dahergekommen, worauf er mir, ohne sich noch
einen Augenblick aufzuhalten, ein Geldstück zuwarf und davonsprengte. Ich dankte
der seligsten Jungfrau, meiner Mutter, und verbarg mich in einem nahen
Dickicht, falls Paul wieder umkehren sollte. Nach einiger Zeit setzte ich
meinen Weg wieder
fort.
Noch eine andere Schwierigkeit muss ich Dir mitteilen, damit Du siehst,
mit welchen Kreuzen mich der Heiland gesegnet hat und Du ihn mit mir lobst.
Mein Bruder hatte in den Ortschaften und Dörfern, durch die mein Weg führte,
Wächter aufstellen lassen, die mich festnehmen sollten, sobald ich daherkäme.
Alle hatten eine genaue Beschreibung von mir. In dieser Verlegenheit kam ein Wagen
mir einem Pater aus Wien, der nach Dillingen fuhr. Er erkannte mich sofort. Ich
erzählte ihm, was mich zur Reise und zur Verkleidung veranlasst hatte, ebenso
von der Verfolgung meines Bruders und seinen Maßnahmen, mich zu ergreifen, von
denen ich erfuhr. Er wusste bereits von allem, nahm mich gleich in seinen Wagen
und so kam ich unbemerkt an den Posten vorbei. Der Pater wollte mich bis nach
Dillingen mitnehmen, aber ich wollte die Reise lieber als armer Pilger machen
und für meinen Jesus etwas erdulden.
(nach: Rupert Müller, Fröhliche Freiheit -
Stanislaus Kostka, Wien 1950, 47-49.)
Quelle: jesuitengrazat
Stanislaus Kostka Kapelle, Wien |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen