Montag, 29. Oktober 2018

Eine Vollblutchristin - Restituta Kafka

Statue der sel. Restituta Kafka, Basilika Kleinmariazell


Ausstellung über Schwester Restituta Helene Kafka in Kleinmariazell

Restituta-Kapelle im Franziskus-Spital



Schwester Restituta Kafka war noch nicht volljährig, als sie den Wunsch äußerte, ins Kloster zu gehen. Die Eltern sind dagegen. Aber die junge Frau hält unbeirrt an ihrem Ziel fest, "aus Liebe zu Gott und den Menschen" Schwester zu werden. Besonders in den Armen und Kranken möchte sie Christus dienen. Bei den "Franziskanerinnen der christlichen Liebe" findet sie den Weg, ihre Berufung im nüchternen, oft harten Spitalsalltag zu leben. Mit Leib und Seele Krankenschwester, wird sie in Mödling bald zur Institution. Ihre fachliche Kompetenz, ihre Durchsetzungskraft und ihre Herzlichkeit tragen dazu bei, daß sie von vielen nicht mehr Schwester Restituta, sondern Schwester Resoluta genannt wird.
Ihr Mut und ihre Unerschrockenheit lassen sie auch vor der nationalsozialistischen Herrschaft nicht schweigen. Schwester Restituta setzt sich über das Verbot der politischen Führung hinweg und läßt in allen Krankenzimmern Kreuze anbringen. Am Aschermittwoch 1942 wird sie von der Gestapo abgeholt. Im Gefängnis beginnt für sie eine mehr als einjährige "Fastenzeit", die am 30. März 1943 auf dem Schafott endet. Als letzte Worte sind uns überliefert: "Für Christus habe ich gelebt, für Christus will ich sterben".
An der seligen Schwester Restituta können wir ablesen, zu welchen Höhen innerer Reife ein Mensch an der Hand Gottes geführt werden kann. Für das Bekenntnis zum Kreuz hat sie ihren Kopf hingehalten. Sie hat es im Herzen bewahrt und vor der Hinrichtung noch einmal leise ausgesprochen, als sie den Gefängnispfarrer um ein "Kreuzerl auf die Stirne" bat.
Man kann uns Christen vieles nehmen. Aber das Kreuz als Zeichen des Heils lassen wir uns nicht nehmen. Lassen wir nicht zu, daß man es aus der Öffentlichkeit entfernt! Hören wir auf die Stimme des Gewissens, die uns sagt: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!" (Apg 5, 29).




Liebe Jugendliche! Einen besonderen Gruß schulde ich heute Euch. Ich freue mich, daß Ihr in so großer Zahl anwesend seid. Wieviele von Euch sind von weither gekommen! Ich meine das nicht nur geographisch ... Aber Ihr seid da: das Geschenk der Jugend, auf die das Leben wartet!

Die drei Helden der Kirche, die wir gerade in das Buch der Seligen eingeschrieben haben, können Euch eine Lebenshilfe sein: der junge Jakob Kern, der gerade in seiner Krankheit das Vertrauen der Jugend gewann; Pater Anton Maria Schwartz, der es verstand, die Herzen der Lehrlinge zu erreichen; Schwester Restituta Kafka, die den Mut aufbrachte, für ihre eigene Meinung einzustehen.
Sie waren keine "fotokopierten Christen", sondern jeder für sich ein Original, unauswechselbar und einzigartig. Sie haben angefangen wie Ihr: als junge Menschen, voller Ideale und auf der Suche nach einem Sinn, für den es sich zu leben lohnt.

Noch etwas macht die drei neuen Seligen so anziehend: Ihre Lebensgeschichten zeigen uns, wie sie als Persönlichkeiten nach und nach gereift sind. Auch Euer Leben ist noch keine reife Frucht. Deshalb kommt es darauf an, daß Ihr das Leben pflegt, damit es zur Blüte und Reife kommen kann. Nährt es mit dem Saft des Evangeliums! Haltet es Christus hin, der Sonne des Heiles! Pflanzt das Kreuz in Eurer Leben ein - das Kreuz als wahren Baum des Lebens!


Wir werden in wenigen Augenblicken das Glaubensbekenntnis beten. In diesem Bekenntnis, mit dem wir uns in die Gemeinschaft der Apostel und der Überlieferung der Kirche sowie in die Schar der Heiligen und Seligen stellen, soll auch unsere persönliche Antwort vorkommen. Die Überzeugungskraft der Botschaft ist auch an die Glaubwürdigkeit ihrer Botschafter gebunden. Deshalb fängt die Neuevangelisierung bei uns selber an, bei unserem Lebensstil.

Die Kirche von heute braucht keine Teilzeitkatholiken, sondern Vollblutchristen! Die drei neuen Seligen waren es. An ihnen können wir Maß nehmen.

Danke, seliger Jakob Kern, für Deine priesterliche Treue!
Danke, seliger Pater Anton Maria Schwartz, für Deine Begleitung der Arbeiter!
Danke, selige Schwester Restituta Kafka, für Dein Schwimmen gegen den Strom der Zeit!
Ihr Heiligen und Seligen Gottes, bittet für uns. Amen.


(aus der Seligsprechungspredigt von Johannes Paul II., 21. Juni 1998)

 
Basilika Kleinmariazell


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