Papst Gregor schickt Augstinus zu den Angeln, Westminster Cathedral, rechts der Kardinalshut von Basil Hume |
Im Rom des 6. Jahrhunderts sah Papst Gregor eines Tages eine Gruppe Gefangener, die zum Verkauf zum Markt geführt wurden. Sie waren hoch gewachsen, besaßen eine helle Haut und hatten blondes Haar. Von Mitleid und Neugier bewegt fragte er, woher diese Gefangenen gekommen waren.
"Das sind Angeln", kam die Antwort.
"Nicht Angeln, sondern Engel", sagte Gregor.
Er entschied, Missionare in die Ländern des Nordens zu schicken, unter anderem den benedik-tinischen Mönch Augustinus, später bekannt als Augustinus von Canterbury.
Als Augustinus in Kent ankam, schrieb er einen Brief an Gregor und fragte ihn, was er mit den heidnischen Heiligtümern machen solle. Gregors Brief bildete die Vorlage für die spätere christliche Mission. Man solle die Heiligtümer nicht zerstören, sagte er, sondern sie reinigen.
Ein großer Erfolg war Gregor in England
beschieden. Dort waren die christlichen Briten von den angelsächsischen
Eroberern, die sich in dem südöstlichen Teile der Insel festsetzten, nach
Westen zurückgedrängt worden. Die Briten unternahmen nichts, um die noch
heidnischen Eroberer dem Christentum zuzuführen, ebenso nicht die benachbarten
gallischen Bischöfe. Da ging Gregor unter König Ethelbert von Kent an das Missionswerk.
„Unter all seinen Bürden und Bedrängnissen scheint der Papst nie die jungen
englischen Sklaven vergessen zu haben, die er einmal auf dem Forum zum Verkaufe
ausgestellt sah.“ 1
595 erhält der Presbyter Candidus bei seiner Abreise nach Gallien den Auftrag,
dort englische Sklaven im Alter von 17 bis 18 Jahren loszukaufen und sie zu
klösterlicher Ausbildung nach Rom zu senden; 2 zweifellos, meint
Dudden, 3 um sie
später als Missionäre nach England zurückzusenden.
Diese Art der Missionierung
erschien Gregor aber bald als zu langsam. Darum gab er schon im folgenden Winter
Mönchen aus seinem St. Andreas-Kloster den Auftrag, sich unter der Leitung des
Augustinus über Gallien nach England zu begeben. Die Missionäre machten sich
auf den Weg, schraken aber mehr und mehr vor der Schwierigkeit der Aufgabe
zurück und sandten Augustin nach Rom mit der Bitte, Gregor möge ihnen den
Auftrag abnehmen. Dieser aber blieb bei seinem Vorhaben, ernannte Augustin zum
Abt der Mönche und schickte ihn mit Begleitschreiben an gallische Bischöfe und
an die Könige Theudebert und Theoderich nach dem Frankenreiche zurück. Von da
aus gingen dann die Missionäre nach England. Durch die Mitwirkung der Königin
Bertha von Kent gelang das Missionswerk so glänzend, daß Gregor in
unverkennbarer freudiger Erregung etwa im August 598 an Bischof Eulogius von
Alexandrien schreiben konnte: „Da Du Dich bei Deinen guten Werken auch über
andere freust, will ich Dir etwas von mir berichten. Das Volk der Angeln, das
an einer Weltenecke draußen wohnt, verehrte bisher noch Bäume und Steine.
Unterstützt durch Dein Gebet, habe ich nach Gottes Willen zu ihnen einen Mönch
aus meinem Kloster zur Glaubenspredigt geschickt. Mit meiner Erlaubnis wurde er
von germanischen 4
Bischöfen zum Bischof geweiht und reiste, gestärkt durch ihre ermunternden
Worte, zu jenem Volke ans Ende der Welt. Und jetzt ist die Nachricht bei mir
eingetroffen, daß er und seine Begleiter beim Volke durch so viele Wunder
glänzen, daß sie die Apostel in ihren Wundern nachzuahmen scheinen. Am letzten
Weihnachtsfeste sind, wie er meldet, mehr als 10 000 Angeln von ihm und seinen
Begleitern getauft worden.“ 5 Dieselbe Freude
spricht aus einem Briefe vom Herbst 600 an Augustinus: „Wer vermöchte die
Freude zu schildern, die hier alle Gläubigen erfüllt hat, weil das Volk der
Angeln durch Gottes Gnadenhilfe und Deine Mitarbeit vom Lichte des Glaubens
durchdrungen wurde!“ 6
Der Papst gibt schließlich den Missionären in weiteren Brieten ausführliche
Pastoralanweisungen, die zum großen Teil in das allgemeine Kirchenrecht
übergingen, und er- [S. 37] richtete in Kent die kirchliche Hierarchie, Augustinus
wurde 604 Primas von Canterbury. Allerdings erfuhr das Missionswerk noch viele
harte Rückschläge, doch das englische Volk erinnert sich zu Bedas Zeiten noch
an Gregor und nennt ihn seinen Apostel. (Bibliothek der Kirchenväter)
1: Dudden, Gregory
the Great II 99.
2: Ep. lib. VI 7, Migne P. L. LXXVII 799.
3: Dudden, ebd.
4: Gemeint sind fränkische Bischöfe.
5: Ep. lib. VIII 30, Migne P. L. LXXVII 932.
6: Ep. lib. XI 28, Migne P. L. LXXVII 1139.
2: Ep. lib. VI 7, Migne P. L. LXXVII 799.
3: Dudden, ebd.
4: Gemeint sind fränkische Bischöfe.
5: Ep. lib. VIII 30, Migne P. L. LXXVII 932.
6: Ep. lib. XI 28, Migne P. L. LXXVII 1139.
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