Ignatius von Antiochien wurde um 117 von den Löwen zerrissen, Ely Cathedral |
Ich schreibe an alle Kirchen und teile allen mit, dass ich gerne für Gott sterbe, wenn ihr es nicht verhindert. Ich flehe zu euch, dass euer Wohlwollen mir keine Schwierigkeit bereite. Lasst mich eine Speise der wilden Tiere werden; durch sie ist es mir möglich, zu Gott zu kommen. Brotkorn Gottes bin ich, und durch die Zähne der Tiere werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erfunden werde.
(Ignatius an die Römer)
Ignatius bezeugt die Jungfräulichkeit Mariens
Ignatius ersehnt das Martyrium
Trajan hatte glänzende Siege über die Skyten und Thracier erfochten. Er glaubte, sie seinen Göttern verdanken zu müssen. Trunken von seinem Kriegsglücke und in der Meinung, nichts könnte der Gewalt seiner Waffen widerstehen, beschloß er einen Heereszug gegen die Parther, welche oft das Reich beunruhigt hatten. Auf diesem Zuge kam er im Jahre 106 nach Antiochien. Die Ausbreitung des Christentums war ihm schon lange ein Dorn im Auge. Zu Antiochien, wo das Christentum so glücklichen Eingang und so große Verbreitung gefunden hatte, daß in dieser Stadt die Gläubigen zuerst Christen genannt wurden, wollte er dasselbe gänzlich vertilgen. Er gab deshalb sogleich Befehl, alle Christen sollten seine Götter anbeten, und sprach gegen diejenigen, welche sich dessen weigern würden, die Todesstrafe aus. Entweder hatte ihn der große Ruf des dortigen Bischofes oder Angeberei auf Ignatius aufmerksam gemacht. Deshalb ließ er ihn zu sich rufen. Ignatius, der nur für seine Herde besorgt war, erschien gerne, ohne Furcht und ohne Vorbereitung vor dem Richterstuhle des Kaisers.
Sobald dieser den heiligen Mann sah, sprach er zu ihm: "Du bist also jener böse Teufel, der es wagt, meinen Befehlen zu trotzen und andere zu überreden, daß sie eines grausamen Todes sterben?"
Ignatius erwiderte: "Niemand nennt den Theophorus einen bösen Teufel; diese fliehen vielmehr vor Gottes Dienern. Wenn du aber, weil ich den Dämonen böse bin, mich so nennst, so mag es sein; denn Christum den Himmelskönig im Herzen tragend, vernichte ich ihre Nachstellungen."
Trajan: "Und wer ist denn ein Theophorus?"
Ignatius: "Der da Jesum Christum in seinem Herzen trägt."
Trajan: "Du glaubst also, daß wir die Götter, welche uns unsere Feinde besiegen helfen, nicht im Herzen tragen?"
Ignatius: "Du irrst, Kaiser! Die Götter der Heiden sind Teufel. Es ist nur ein Gott, der Himmel und Erde und alles, was darin ist, gemacht hat, und ein Christus Jesus, der eingeborene Sohn Gottes, in dessen Reich aufgenommen zu werden ich inbrünstig verlange."
Trajan: "Meinst du jenen, welcher unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden ist?"
Ignatius: "Eben dieser ist es, der die Sünde samt ihrem Urheber vernichtet und alle teuflische Versuchung und bosheit denen untertan gemacht hat, welche ihn im Herzen tragen."
Trajan: "Du trägst also in dir den Gekreuzigten?"
Ignatius: "Ja, denn es steht geschrieben: Ich werde bei ihnen wohnen und in ihnen meine Ruhestätte nehmen."
Trajan, ergrimmt über die die Standhaftigkeit, mit welcher dieser heilige Bischof seinen Glauben bekannte, fällte über ihn folgendes Urteil: "Wir befehlen, daß Ignatius, der da sagt, er trage den Gekreuzigten in seinem Herzen, gefesseltnach Rom geführt werde, um von den wilden Tieren dort zerrissen zu werden und dem Volke zum Schauspiele zu dienen."
Als der Heilige diesen Urteilsspruch vernahm, rief er voll Entzücken aus: "Ich danke dir, o Gott, von ganzem Herzen, daß du mir eine vollkommene Liebe zu dir gegeben hast und zulässest, daß ich wie dein Apostel Paulus, mit Ketten gebunden werde."
Als der heilige Bischof nach unaussprechlichen Beschwernissen in Rom ankam, gingen ihm die Christen der Stadt entgegen und begrüßten ihn unter vielen Tränen. Sie konnten den Gedanken nicht ertragen, daß er ihnen so bald durch den Tod entrissen werden sollte. Das römische Martyrerbuch meldet, daß der heilige Bischof zu Rom zu der grausamsten Marter verurteilt und alsdann den Löwen vorgeworfen worden sei. Worin seine Marter aber eigentlich bestanden habe, ist nicht mitgeteilt. Indessen ist gewiß, daß er, als er in das Amphitheater, wo eine unzählige Menge Menschen zugegen war, geführt wurde, sich an das versammelte Volk gewendet und öffentlich bekannt habe, daß er als ein christlicher Bischof dahin geführt worden sei und um Christi willen zu leiden und zu sterben verlange. Darauf verrrichtete er ein Gebet, worin er noch besonders flehte, daß Gott die wilden Tiere von seiner Marter nicht zurückhalten wolle.
Sobald er das Brüllen der Löwen hörte, rief er mit lauter Stimme: "Ich bin ein Weizenkorn Christi; ich will durch die Zähne der Tiere zermahlen werden, damit ich zu einem reinen Brote Christi werde."
Da er so redete, ließ man die Löwen gegen ihn los. Diese fielen den Heiligen, während er den Namen Jesu mehrmals wiederholte, mit aller Wut an und zerrissen ihn in Stücke, wie er es so oft gewünscht hatte.
(H. Gertner, Geschichte der Märtyrer, 55ff)
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