Donnerstag, 28. September 2017

Wenzeslaus / Wenzel von Böhmen

Veitsdom, Prag


Vaclav oder Wenzeslaus oder Wenzel, Herzog von Böhmen. Vaclav wurde um 903 geboren, die Erziehung übernahm seine Großmutter, die hl. Ludmilla. Als sein Vater Wratislav starb, kam es zu einer tragischen Familienfehde: Der 13-Jährige wurde zwar Herzog von Böhmen, seine Mutter Drahomira übte jedoch die Regentschaft aus und unterstützte die heidnische Religion aus nationalistischem Interesse. Der daraufhin ausbrechende Streit mit Ludmilla endete damit, dass Drahomira ihre Schwiegermutter ermorden ließ.
Drahomira musste jedoch dank des Eingreifens König Heinrichs I. die Herrschaft an ihren Sohn Vaclav abtreten. Dieser war nun um die Ausbreitung und Vertiefung des Christentums in Böhmen bemüht; ihm verdankt das böhmische Volk den Anschluss an die abendländische Kulturgemeinschaft. Vaclav gründete die Veitskirche in Prag. Vermutlich wollte Vaclav ohnehin abdanken und seinem Bruder Boleslaw I. die Macht überlassen, um ins Kloster zu gehen.
Doch noch bevor er sein Vorhaben kundtun konnte, wurde sein Bruder Boleslaw vom heidnischen Adel für ein Attentat auf Vaclav gewonnen. Boleslaw lud seinen Bruder auf seine Burg Altbunzlau, das ist das heutige Stara Boleslaw. Er erschlug Vaclav während eines Gottesdienstes und ließ ihn von anderen in Stücke hauen. Das Martyrium des Herzogs Vaclav ereignete sich am 28. September 929. Die Gebeine wurden in die von ihm gegründete Sankt-Veits-Kirche auf der Prager Burg überführt, 1729 wurde Vaclav als erster Slawe heilig gesprochen.
(Martyrologium Sancrucense)
Die Statue des Heiligen von Peter Parler aus dem Jahre 1373 befindet sich in der Wenzelskapelle im Prager Veitsdom. Bei meinem Besuch war sie leider nur von außen mit Blick durch die Eingangstüren zu besichtigen:

Adler des hl. Wenzel mit Monogramm an der Westtür, Veitsdom, Wenzelskapelle
Bronzener Türklopfer in Form eines Löwenkopfes an der Nordtür, romanischer
Stil, um 1373

Kreuzigungsgruppe mit den Stiftern

Sandmergelstatue des hl. Wenzel, Peter Parler, Darstellung im Harnisch mit Schild, das mit einköpfigem Adler geschmückt
ist, die Lanze bzw. das Schwert ist Zeichen der Ermordung des Heiligen

Der monumentale Renaissance-Messingleuchter mit dem hl. Wenzel unter einem Baldachin ist eine Stiftung der Altstädter Mälzer zum Gedenken an ihre Vorgänger, die am 10. Juni 1421 die hussitischen Bilderstürmer aus dem Dom verjagten. Der Wenzesleuchter wurde 1532 in der berühmten Gießerhütte des Hans Vischer in Nürnberg bestellt.
Die Wandmalereien Christus an der Säule und der dornengekrönte Herr werden Meister Oswald zugeschrieben, nach 1370.

Renaissaince-Messingleuchter mit dem hl. Wenzel,
links Jesus an der Geiselsäule rechts mit der Dornenkrone

Einst ging Wenzel in der strengsten Winterkälte, nur von einem Diener begleitet, um Mitternacht zur Kirche. Eis und Schnee bedeckten den Boden, der Diener zitterte vor Kälte und beklagte sich, daß seine Füße ihn schmerzten wegen des tiefen Schnees, den er kaum durchwaten konnte. Da gab ihm der Heilige den Rat, er sollte nur in seine Fußstapfen treten, und siehe da, eine angenehme Wärme teilte sich den Füßen des Dieners mit, der nun willig dem vor Liebe zu Gott glühenden Heiligen folgte.
(Melchers, Das Jahr der Heiligen, 619)

Jesus vor Pilatus, Meister Oswald, um 1370
 

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