Sonntag, 9. Oktober 2016

Sel. John Henry Newman

 


John Henry Kardinal Newman, Konvertit und Theologe. 1801 in London geboren besuchte Newman zunächst Eliteschulen und studierte dann an der Universität von Oxford. Schon mit 21 Jahren war er Doktor und empfing die Ordination in der anglikanischen Hochkirche. Als Pfarrer der Universitätskirche von Oxford wurde er zum Führer der „Oxford Bewegung“, die – parallel zur deutschen Romantik – ein liberales Staatskirchentum überwinden wollte. Newman wollte die Erneuerung der anglikanischen Kirche aus dem Geist der Kirchenväter. Innerlich war Newman bereits durch deren Studium in den katholischen Glauben hineingezogen worden, dennoch bedurfte es eines langen inneren Kampfes, bis er 1845 offiziell konvertierte.
Sein Übertritt zur katholischen Kirche (Anm.: am 9. Oktober 1845), die damals eine Minderheit war, glich einem Erdbeben in der anglikanischen Staatskirche der viktorianischen Ära. Katholiken galten als ungebildet und rückständig, doch nun verlor die hochintellektuelle „Oxford-Bewegung“ ihren Kopf; sie löste sich auf. Nach kurzem Studienaufenthalt in Rom wurde Newman 1847 zum Priester geweiht und trat dem Oratorium von Philipp Neri bei. Nach England zurückgekehrt gründete er in Birmingham das erste englische Oratorium. Als Newman nun versuchte, die Katholiken aus ihrer Ghetto-Mentalität zu befreien, wurde er bald des Modernismus verdächtigt und von Traditionalisten heftig bekämpft. Trotzdem beriefen ihn die Bischöfe 1851 zum Gründungsrektor der katholischen Universität in Dublin. Die englischen Katholiken waren jedoch von der vernunftsverherrlichenden Atmosphäre der freimaurerischen Wissenselite Englands regelrecht traumatisiert. So war es ihnen zutiefst suspekt, dass Newman immer wieder für „das Heiligtum der Vernunft“ eintrat; sie beargwöhnten seine Lehre, wonach zwischen Denken und Glauben, Wissenschaft und Offenbarung kein Widerspruch bestehen könne. Die innerkirchlichen Denunziationen gegen Newman wurden so heftig, dass ihn 1858 die Bischöfe fallen ließen und er sein Rektorenamt aufgeben musste. Nun hatte er Zeit, um sein religionsphilosophisches Hauptwerk „Grammatik der Zustimmung“ zu verfassen; seine gesammelten Schriften umfassen heute 32 Bände. Newman war immer ein geradliniger Denker, der niemals die erkannte Wahrheit aus opportunistischen Motiven zu verbiegen bereit war. So verteidigte er nach 1870 einerseits vehement das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes; andrerseits bestand Newman auf der Verpflichtung aller, auf das Gewissen zu hören. Dies gelte auch für den Papst, denn das Gewissen sei „der Statthalter Christi in jedem Menschen“. Als Theologe durchlitt Newman einen lebenslangen Leidensweg, wurde er doch von innen und außen, von links und rechts angegriffen.
Es gleicht einem Wunder, dass Papst Leo XIII. es wagte, Newman 1879 zum Kardinal zu erheben. Newman war damals 78 Jahre alt. Elf Jahre später, am 11. August 1890, starb er im Alter von 89 Jahren in seinem Oratorium in Birmingham. Papst Benedikt XVI. sprach den großen Denker und Dulder während eines Staatsbesuches in England persönlich selig.
(Martyrologium Sancrucense)

Der Altar  wurde 2010 anläßlich der Seligsprechung des sel. John Henry Newman
errichtet, Oxford Oratory



Das Motto von Kardinal Newman „cor ad cor loquitur - das Herz spricht zum Herzen" gibt uns einen Einblick in sein Verständnis des christlichen Lebens als Berufung zur Heiligkeit, die als der sehnliche Wunsch des menschlichen Herzens erfahren wird, in innige Gemeinschaft mit dem Herzen Gottes zu gelangen. Der Kardinal erinnert uns daran, daß die Treue zum Gebet uns allmählich verwandelt und Gott ähnlich werden läßt.
In einer seiner vielen schönen Predigten schrieb er: „So hat die Gewohnheit des Betens, die Übung, sich Gott und der unsichtbaren Welt zu jeder Zeit, an jedem Ort und bei jedem Anlaß zuzuwenden, ... sozusagen eine natürliche Wirkung, indem es die Seele vergeistigt und emporhebt. Der Mensch ist dann nicht mehr, was er zuvor war; allmählich ... hat er eine neue Ideenwelt eingesogen und ist von neuen Grundsätzen durchdrungen" (Parochial and Plain Sermons, IV, 230-231).


(aus der Predigt von Papst Benedikt XVI. zur Seligsprechung von John Henry Newman, 19. September 2010)

oben das Wappen mit dem Motto: Das Herz spricht zum Herzen


Wir müssen im Auge behalten, was unter Vollkommenheit zu verstehen ist. Sie bedeutet nicht etwas Außerordentliches, etwas Ungewöhnliches oder besonders Heldenhaftes – nicht alle haben Gelegenheit, Helden oder Martyrer zu werden -, Vollkommenheit bedeutet, was das Wort im gewöhnlichen Sinne besagt. Vollkommen heißen wir etwas, das fehlerlos, vollständig, dauerhaft und gesund ist – wir meinen das Gegenteil von unvollkommen. Da wir sehr gut wissen, was Unvollkommenheit im religiösen Leben bedeutet, zeigt uns der Gegensatz, was Vollkommenheit ist.
Der also ist vollkommen, der sein Tagewerk vollkommen vollbringt; mehr brauchen wir nicht zu tun, um nach Vollkommenheit zu streben. Wir brauchen über den Kreis der täglichen Pflichten nicht hinauszugehen.
Ich betone das, weil ich glaube, daß dadurch unsere Anschauungen vereinfacht und unsere Anstrengungen auf ein erreichbares Ziel eingestellt werden. Wenn Du mich fragst, was Du tun mußt, um vollkommen zu sein, so sage ich Dir: erstens –
  • bleibe nicht im Bette liegen, wenn es Zeit ist, aufzustehen;
  • die ersten Gedanken weihe Gott,
  • mache einen andächtigen Besuch beim allerheiligsten Sakrament,
  • bete fromm den Angelus,
  • iß und trink zu Gottes Ehre,
  • bete mit Sammlung den Rosenkranz,
  • sei gesammelt,
  • halte böse Gedanken fern,
  • mache Deine abendliche Betrachtung gut,
  • erforsche täglich Dein Gewissen,
  • geh zur rechten Zeit zur Ruhe; und Du bist bereits vollkommen.
(J. H. Newman in: Hrsg. Biemer, Holmes, Leben als Ringen um die Wahrheit, ein Newman Lesebuch, 304)

1 Kommentar:

  1. Lead, Kindly Light
    "Lead, Kindly Light, amidst th'encircling gloom,
    Lead Thou me on!
    The night is dark, and I am far from home,
    Lead Thou me on!
    Keep Thou my feet; I do not ask to see
    The distant scene; one step enough for me.

    I was not ever thus, nor prayed that Thou
    Shouldst lead me on;
    I loved to choose and see my path; but now
    Lead Thou me on!
    I loved the garish day, and, spite of fears,
    Pride ruled my will. Remember not past years!

    So long Thy power hath blest me, sure it still
    Will lead me on.
    O'er moor and fen, o'er crag and torrent, till
    The night is gone,
    And with the morn those angel faces smile,
    Which I have loved long since, and lost awhile!

    Meantime, along the narrow rugged path,
    Thyself hast trod,
    Lead, Saviour, lead me home in childlike faith,
    Home to my God.
    To rest forever after earthly strife
    In the calm light of everlasting life."

    John Henry Newman

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