Rupert Mayer, Jesuit und Glaubenszeuge. Rupert Mayer wurde 1876 in Stuttgart geboren, 1899 empfing er die Priesterweihe und trat anschließend in die Gesellschaft Jesu ein. Im 1. Weltkrieg war er Divisionspfarrer und verlor das linke Bein. Nach dem Krieg wirkte P. Rupert Mayer in München als erfolgreicher und begeisternder Männerseelsorger.
Seit 1933 bekämpfte er unerschrocken die Irrlehren des Nationalsozialismus. Dafür wurde er zunächst schikaniert und dann in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Er weigerte sich beharrlich, das Predigen gegen den Nationalsozialismus aufzugeben. Als man ihm drohte, antwortete er schriftlich: „Ich predige weiter!“ Da man aus ihm keinen öffentlichen Märtyrer machen wollte, schädigte man zunächst seine Gesundheit durch lange Gefangenschaft und wies ihn daraufhin in die Abtei Ettal ein, wo er vier Jahre abgeschlossen von der Welt leben musste.
Pater Rupert Mayer, der mannhafte Streiter für Recht und Gerechtigkeit, für Kirche und Glauben starb am 1. November 1945 während er die Heilige Messe in der Kreuzkapelle von Sankt Michael in München feierte. Papst Johannes Paul II. sprach ihn am 3. Mai 1987 in München selig, sein Grab in der Bürgersaalkirche inmitten der Münchener Innenstadt wird täglich von hunderten Gläubigen besucht.
(Martyrologium Sancrucense)
Bürgerspitalkirche, München, Grabstätte des sel. Rupert Mayer |
in der Weihnachtszeit |
Immer trifft man betende Menschen vor dem Grab an. |
Büste von Rupert Mayer mit Kreuzwegstation im Hintergrund |
SELIGSPRECHUNG DES JESUITENPATERS RUPERT MAYER
PREDIGT VON JOHANNES PAUL II., Münchener Olympiastadion - Sonntag, 3. Mai
1987
Verehrte
Mitbrüder, liebe Brüder und Schwestern!
1. Der
Aufruf des Apostels Paulus zur Stärke im Herrn ist gleichsam die angemessene
Ergänzung jener Worte, die Jesus bei der ersten Aussendung der Apostel spricht.
Die Kirche nimmt beide Texte heute als Lesungen für die Liturgiefeier, in der
ich euren Landsmann, den Jesuitenpater Rupert Mayer, seligsprechen darf;
hier in der Stadt München, mit der sein Leben und priesterlicher Dienst auf das
engste verbunden sind.
Erst vor einem
halb Jahren konnte ich in Rom die bayerische Ordensfrau Schwester Maria
Theresia von Jesu Gerhardinger zur Ehre der Altäre erheben, die ebenfalls in
dieser Stadt gelebt und weltweit gewirkt hat. Es ist mir deshalb eine besondere
Freude, heute wiederum einen aus eurer Mitte im Namen der Kirche den Gläubigen
zur Verehrung und Nachahmung vor Augen zu stellen. Pater Rupert Mayer wird zu
Recht ”Apostel Münchens“ genannt. Aber das Licht seines Lebens und Wirkens
leuchtet weit über diese Stadt hinaus in die weite Welt
(....)
Als Rupert
Mayer sich im Jahre 1900 als junger Priester zum Eintritt in die Gesellschaft
Jesu entschloß, galten die Jesuiten noch offiziell als ”Reichsfeinde“, die
durch Gesetz des Landes verwiesen und verboten waren. Er selbst bezeichnet sie
als ”Geächtete, Verbannte und Heimatlose“, da ihnen nicht gestattet war, im
damaligen Reichsgebiet eigene Niederlassungen zu gründen und zu unterhalten.
Die mächtig geschürte antikatholische Hetze und Aktivität gegen den Orden -
statt ihn abzuschrecken - bestärkte ihn vielmehr noch in seinem Willen, sich
dieser so geschmähten Gesellschaft Jesu anzuschließen. Durch seinen baldigen
Ruf nach München wurde Pater Mayer in zunehmendem Maße mit antireligiösen und
antikirchlichen Strömungen, mit einer Atmosphäre von Hohn und Haß gegen
Christus und die Kirche konfrontiert, in der es immer mehr Mut und Tapferkeit
erforderte, den katholischen Glauben frei zu bekennen. Je offenkundiger und
brutaler in jenen Jahren der Kampf gegen Religion und Kirche wurde, ein um so
entschiedener und unerschrockener Kämpfer für die Wahrheit des Glaubens und
für die Rechte der Kirche wurde unser neuer Seliger.
3. ”Wenn man
euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen . . .“, sagt Jesus weiter zu
den Aposteln. Rupert Mayer wußte, daß nach 1933 seine Predigten von der
Polizei überwacht wurden. Trotzdem verkündete er die Wahrheit ungeschminkt
und unverkürzt. Als er gefangengenommen wurde, gab er vor der Geheimen
Staatspolizei zu Protokoll: ”Ich erkläre, daß ich im Falle meiner Freilassung
trotz des gegen mich verhängten Redeverbotes nach wie vor sowohl in den Kirchen
Münchens als auch im übrigen Bayern, aus grundsätzlichen Erwägungen heraus,
predigen werde“. Er konnte nicht schweigen, ebensowenig wie der Apostel Paulus,
der sagte: ”Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“.
Bereitwillig nahm unser Seliger dafür Gefängnis und
Konzentrationslager auf sich. Er schrieb auf den Fragebogen, den er im
Gefängnis auszufüllen hatte: ”Ich bin mit diesem Los keineswegs unzufrieden:
ich empfinde es nicht als Schande, sondern als Krönung meines Lebens.“ Und aus
der Gestapo-Haft vor der Einlieferung in das Konzentrationslager Sachsenhausen
berichtet er: ”Als die Gefängnistür eingeschnappt war und ich allein in dem
Raum war, in dem ich schon so viele Stunden zugebracht hatte, kamen mir die
Tränen in die Augen, und zwar waren es Tränen der Freude, daß ich gewürdigt
wurde, um meines Berufes willen eingesperrt zu werden und einer ganz ungewissen
Zukunft entgegenzusehen.“ Das ist nicht die Stimme eines lediglich tapferen
Menschen, sondern eines Christen, der stolz darauf ist, am Kreuz Christi
teilzuhaben. Vorgestern habe ich in Köln die Karmelitin Schwester Teresia
Benedicta a Cruce, die vom Kreuz Gesegnete, seliggesprochen. Beide Selige
gehören zueinander. Denn auch eurer Münchener Seliger, Pater Rupert Mayer, war
vom Kreuz gesegnet.In einem Brief aus dem Gefängnis an seine betagte Mutter lesen wir: ”Jetzt habe ich wirklich nichts und niemanden mehr als den lieben Gott. Und das ist genug, ja übergenug. Wenn die Menschen doch einsehen wollten, es gäbe viel mehr Glückliche auf Erden“. In der Einsamkeit seiner Haft galt das ganze Mühen von Pater Rupert Mayer der Vertiefung seiner inneren Bindung an Gott. In völliger Hingabe an ihn suchte er alle Bedrängnisse und Nöte für seine innere Erneuerung und Heiligung fruchtbar zu machen. Als Angeklagter vor seinen Richtern erfuhr er die tröstende und stärkende Nähe Gottes, die Christus seinen Zeugen verheißen hat: ”. . . macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden“. (....)
Selbst
inmitten großer Bedrängnis erfährt Pater Rupert Mayer Gott als die innere Kraft
und beglückende Erfüllung seines Lebens, Zugleich wird er aus dieser tiefen
Verbundenheit mit Gott in den Zeiten großer Not selbst für viele Menschen zum
Quell des Trostes, zum Vermittler neuer Hoffnung und Zuversicht, zum Vater
der Armen, die ihn ihren 15. Nothelfer nannten. Wie sich die
Menschen einst um Jesus scharten und bei ihm Hilfe fanden, strömten sie mit
allen ihren Nöten auch zu ihm. Sechzig, siebzig Hilfesuchende klopften täglich
an seine Tür. Mit offenem Herzen nahm er sie alle auf. Viele Stunden verbrachte
er auch im Beichtstuhl, zu dem sich die Menschen drängten, um Hilfe in ihrem
geistlichen Nöten zu suchen.
”Es muß Wärme von uns ausgehen, den Menschen muß es in
unserer Nähe wohl sein, und sie müssen fühlen, daß der Grund dazu in unserer
Verbindung mit Gott liegt“. Mit diesem Wort sagt uns der neue Selige, worum es
ihm im Dienst an den Armen ging: er wollte Gottes Liebe sichtbar und erfahrbar
machen und die Menschen spüren lassen, daß sie von Gott geliebt sind. Seine
Güte und Hilfsbereitschaft war von solcher Kraft, daß er es auch ertrug, wenn
sie einmal mißbraucht wurden. Als man ihn darauf aufmerksam machte, gab er nur
zur Antwort: ”Wer noch nicht angeschmiert wurde, hat nie etwas Gutes getan“.
Die Torheit seiner Liebe ist Teilhabe an der Torheit des Kreuzes, in der sich
der liebende Gott uns zugewandt hat, um uns alle an sich zu ziehen.
5. Der
Grundsatz, dem Pater Rupert Mayer zeitlebens treu geblieben ist, lautet:
”Christus, der Mittelpunkt unseres Lebens. Zwischenlösungen gibt es nicht“. Was
er war, das wollte er ganz sein. Diese seine Entschiedenheit in der
Nachfolge Christi hat ihn auf den Weg der Heiligkeit geführt. Gemäß dem
Wahlspruch seines Ordens: ”Alles zur größeren Ehre Gottes“ ging es ihm vor
allem um Gottes Ehre und damit um die Rechte Gottes. ”Der Herrgott hat das
erste Anrecht auf uns“, sagte er. Und er wußte, daß er damit auch für die Rechte
und Würde des Menschen kämpfte.
Wir hören heute viel von Menschenrechten. In sehr
vielen Ländern werden sie verletzt. Von Gottesrechten aber spricht man nicht.
Und doch gehören Menschenrechte und Gottesrechte zusammen. Wo
Gott und sein Gesetz nicht geehrt werden, erhält auch der Mensch nicht sein
Recht. Wir sehen das deutlich am Verhalten der nationalsozialistischen
Machthaber. Sie kümmerten sich nicht um Gott und verfolgten seine Diener: und
so gingen sie auch unmenschlich mit den Menschen um, in Dachau vor; den Toren
Münchens wie in Auschwitz vor den Toren meiner früheren Bischofsstadt Krakau.
Auch heute gilt: Gottesrechte und Menschenrechte stehen und fallen miteinander.
Unser Leben ist nur dann in Ordnung, wenn unser Verhältnis zu Gott in Ordnung ist.
Deshalb sagte Pater Rupert Mayer in den weltweiten Bedrängnissen des letzten
Krieges: ”Die heutige Zeit ist eine furchtbar ernste Mahnung für die Völker der
Erde, zurückzukehren zu Gott. Es geht nicht ohne Gott!“. Dieses Wort unseres
Seligen hat auch heute nichts an Gewicht verloren. Auch heute; gilt es, Gott zu
geben, was Gottes ist. Dann wird auch dem Menschen gegeben werden, was des
Menschen ist. (...)
6. Liebe
Brüder und Schwestern! Die Seligen und Heiligen der Kirche sind Gottes
lebendige und gelebte Botschaft an uns. Deshalb stellt sie uns diese Zur
Verehrung und Nachahmung vor Augen. Öffnen wir uns also heute jener
Botschaft, die uns der neue Selige Rupert Mayer durch sein Wort und Wirken so
anschaulich verkündet. Suchen wir wie er in Gott die Mitte und Quelle unseres
Lebens. Auf Gott baute er in unerschütterlichem, kindlichem Vertrauen. ”Herr,
wie du willst, soll mir geschehn, und wie du willst, so will ich gehn,, hilf
deinen Willen nur verstehn“, so lautet der erste Vers seines Lieblingsgebetes.
Gott, der Herr, war die Quelle, aus der er in langen Stunden des Gebetes, in
der heiligen Messe und in der täglichen treuen Pflichterfüllung die Kraft
schöpfte für sein erstaunliches Lebenswerk.
Suchen auch wir aus derselben Kraftquelle unser Leben
und unsere Umwelt zu gestalten. Der selige Rupert Mayer ist für uns alle ein
Vorbild und Anruf, ein heiliges Leben zu führen. Heiligkeit ist nicht
eine Sache für einige auserwählte Seelen: zur Heiligkeit sind wir alle berufen,
alle ohne Ausnahme. Und er selber sagt uns auch, was zu einem heiligen Leben
gehört: ”Keine außergewöhnliche Arbeit, keine außergewöhnlichen religiösen
Erlebnisse, keine Erscheinungen. Nur: Heroische Tugend“. Das heißt: Tag für Tag
treu und unbeirrt Gottes Willen tun und aus seiner Gegenwart leben; jeder ganz
persönlich und auch in der Familie. (...)(Auszüge aus der Predigt von Johannes Paul II. zur Seligsprechung von Rupert Mayer)
Gütiger Gott, du hast den seligen Priester Rupert
zu einem standhaften Bekenner des Glaubens
und selbstlosen Helfer der Armen gemacht;
erwecke auf seine Fürsprache der Kirche neue,
vorbildliche Verkünder des Glaubens,
und schenke uns allen ein offenes Herz für die Nöte der Menschen.
Darum bitten wir durch Christus.
(Tagesgebet)
Dieses Gebet von Rupert Mayer, das mich sehr Anspricht, habe ich gefunden:
AntwortenLöschenhttp://annotatiunculae.blogspot.de/2015/10/der-apostel-munchens.html
Das "Pater-Rupert-Mayer-Gebet":
Herr, wie Du willst, soll mir geschehn,
und wie Du willst, so will ich gehn.
Hilf Deinen Willen nur verstehn.
Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit,
heut und in alle Ewigkeit.
Herr, was Du willst, das nehm ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn,
genug, dass ich Dein eigen bin.
Herr, weil Du's willst, drum ist es gut,
und weil Du's willst, drum hab ich Mut.
Mein Herz in Deinen Händen ruht.
Ein beeindruckender Heiliger. Ich mag besonders sein Gebet der Hingabe - siehe vorhergehender Kommentar. Werd ihm wohl auch mal einen Platz in meinem Blog widmen. Er darf nicht vergessen werden! Herzliche Grüße S.F.
AntwortenLöschenDas Gebet erinnert sehr an das des hl. Niklaus von Flüe. Völlige Verfügbarkeit und Zustimmung zum Willen Gottes wie Maria.
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