1. Fenster: Die Jugend von Franz von Sales
Das zweite Fenster zeigt Franz von Sales als Priester und Missionar.
1594 bekam Franz von Sales den Auftrag, das Chablais (Gebiet südlich des Genfersees) zu missionieren. Als er sich Ende Februar, Anfang März 1595 in Thonon niederließ, waren die katholischen Heiligtümer noch nicht wiederhergestellt. Jeden Morgen feierte er die heilige Messe in der Kapelle von St. Etienne de Marin auf der anderen Seite des Flusses, die katholisch geblieben war. Da es keine Brücke gab, überquerte er den Fluss bäuchlings auf einer Eisplatte. (Bild ganz oben)
Jeden Morgen stiegen Franz von Sales und sein Diener Georges Rolland von der katholischen Festung Les Allinges, wo sie wohnten, hinab in die Stadt Thonon, um abends in die 6 km von Thonon entfernte katholische Festung zurückzukehren. (Bild oben)
Das Diakonat empfing er am 18. September 1593, die Priesterweihe erteilte ihm sein Bischof am 18. Dezember in der Kirche des hl. Franziskus. Nach den Weihnachtsfeiertagen fand dann seine feierliche Installation als Domprobst statt. (Bild unten)
"Der künftige ´Lehrer der Liebe´ schrieb an seinen Freund Favre, er nahe sich mit Furcht ´diesem schrecklichen Tag´, von der größten Unruhe bestürmt, die er jemals erlebt; so ´gefährlich´ komme es ihm vor, ´durch sein Wort dem Gestalt zu geben und den in seinen eigenen Händen zu halten, den selbst die Engel mit ihrem Geist nicht fassen und mit ihren Lobhymnen nicht würdig zu preisen vermögen´.
´Die schreckliche Verantwortung´ des Priesterstandes, die ihm aus gebührender Distanz gar nicht so furchterregend erschienen war, erschreckte ihn jetzt aus der Nähe. In solch heiligen Dingen sündige man so leicht, und zwar ´schwer´. Sein Schrecken ließ gleichwohl auch der ´Hoffnung und Freude´ Raum: ´im übrigen bin ich voller Freude und Jubel, daß ich so dem Herrn, der mir mit seinen Segnungen zuvorkam, durch den erhabensten Dienst eine würdige Antwort geben kann´.
(Etienne-Jean Lajeunie, Franz von Sales, 95)
Franz von Sales, Heimsuchungsbasilika, Annecy |
Die große Szene im Glasfenster unten: Im Oktober 1598, nach der Abhaltung des vierzigstündigen Gebetes kam es zu Massenbekehrungen. Dem Apostel von Chablais gelang die offizielle Konversion der Region. Neben ihm sind Herzog Karl Emmanuel und der Legat von Kardinal Alexander de Medici (am 1. April 1605 wird er als Leo XI. zum Papst gewählt) zu sehen, der den Festlichkeiten vorstand.
Vor ihnen kniet ein Protestant und bittet um die Aufnahme in die katholische Kirche.
Der Text in altem Französisch:
Faictes place au milieu, ceux qui sont notres, qu´ils viennent a ma droite.
Macht Platz in unserer Mitte jenen, die zu uns gehören, damit sie zu meiner Rechten kommen.
Mit diesen Worten lud der Herzog angesehene Persönlichkeiten ein, zur katholischen Kirche zurückzukehren.
1594 übernahm Franz von Sales die Aufgabe, die calvinische Bevölkerung des Chablais wieder zum katholischen Glauben zurückzuführen. Aus dieser Zeit stammt folgendes Gebet, das von der Leidenschaft seiner Seelsorge zeugt. (Franz von Sales, Du bist der Gott meines Herzens, 27)
Meine Liebe ist meine ganze Leidenschaft.
Mir scheint in der Tat,
daß sich mein Eifer
zu einer Leidenschaftlichkeit
für meinen Vielgeliebten gewandelt hat;
und ich muß oft die kleinen Verse wiederholen:
Ist es die Liebe oder die Leidenschaft,
die mich drängt, göttlicher Erlöser?
Ja, mein Gott, es sind alle zwei,
denn ich brenne,
wenn ich nach dir verlange.
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