Dienstag, 27. Januar 2015

Auschwitz - zum Erinnerungsgedenktag (1)


 
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Namenslisten der Opfer



Sammelgalgen auf dem Appellplatz



Wenn ich von den Opfern von Auschwitz spreche, kann ich nicht umhin, daran zu erinnern, daß es inmitten dieser unbeschreiblichen Anhäufung des Bösen auch heldenhafte Äußerungen des Festhaltens am Guten gab. Gewiß gab es viele Menschen, die es in der Freiheit des Geistes annahmen, dem Leid ausgesetzt zu werden, und nicht nur den Mitgefangenen, sondern auch den Peinigern gegenüber Liebe zeigten. Viele taten dies aus Liebe zu Gott und zum Menschen, andere im Namen höchster geistiger Werte. Dank ihres Verhaltens wurde eine Wahrheit offenbar, die in der Bibel oft zum Vorschein kommt: Auch wenn der Mensch dazu fähig ist, Böses zu vollbringen, gelegentlich ungeheuerlich Böses, wird das Böse nicht das letzte Wort haben. Selbst im Abgrund des Leidens kann die Liebe siegen. Das Zeugnis einer solchen Liebe, die in Auschwitz hervorgetreten ist, kann nicht in Vergessenheit geraten. Es muß unablässig die Gewissen wecken, Konflikte beenden, zum Frieden ermahnen.

Dies scheint der tiefste Sinn der Gedenkfeier dieses Jahrestages zu sein. Wenn wir nämlich das Drama der Opfer in Erinnerung rufen, so tun wir dies nicht, um schmerzliche Wunden neu aufzureißen, noch um Gefühle des Hasses oder Vorsätze der Rache zu wecken, sondern um diesen Menschen Ehrerbietung zu erweisen, um die Wahrheit der Geschichte ins Licht zu stellen und vor allem damit sich alle bewußt werden, daß jene düsteren Ereignisse für die Menschen von heute einen Anruf zur Verantwortung darstellen müssen, unsere Geschichte mitzugestalten. Nie mehr, an keinem Ort der Erde wiederhole sich das, was Männer und Frauen damals erlebt haben und die wir seit sechzig Jahren beweinen!

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