Samstag, 9. August 2014

Das Edith Stein Denkmal am Kölner Börsenplatz

Edith Stein oder Theresia Benedicta a Cruce, Karmelitin und Märtyrin. Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891, einem Iom-Kippur-Tag, als Tochter eines jüdischen Holzhändlerehepaares geboren und wuchs in einer geistig regen, streng jüdischen Familie heran. Nach dem Studium der Philosophie in Breslau und Göttingen, das sie mit dem Doktorgrad abschloss, war sie seit 1916 einige Jahre Assistentin bei dem Phänomenologen Edmund Husserl. 1922 trat sie zur katholischen Kirche über. Nach erfolgreicher Lehr- und Dozententätigkeit wurde sie 1933 in den Kölner Karmel aufgenommen, erhielt den Ordensamen Teresa Benedicta a Cruce, legte 1938 die Ewigen Gelübde ab und ging wegen der Judenverfolgung im Dritten Reich im selben Jahr in den Karmel zu Echt in Holland. Ihr wissenschaftliches Werk, das der Verbindung von scholastischer Philosophie und Phänomenologie sowie der Deutung der Mystik des Johannes vom Kreuz galt, verband sie mit einem nach Heiligkeit
strebenden Leben und heldenhafter Opferbereitschaft.
Am 2. August 1942 wurde sie in Echt von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt, wo sie bereits am 9. August 1942 den Tod durch Vergasung fand. Sie wurde von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen und zur Mitpatronin Europas erklärt.
(Martyrologium Sancrucense)


 


Das bronzene Edith-Stein-Denkmal, das 1999 vor dem Kölner Priesterseminar aufgestellt wurde, stellt die Heilige in dreifacher Weise dar:  als junge zweifelnde Jüdin, die sich auf den Davidstern stützt; als in sich gespaltene Philosophin, die auf der Suche nach der Wahrheit und dem Sinn des Leben ist und als Ordensfrau, die wegen ihrer jüdischen Herkunft im Konzentrationslager Ausschwitz vergast wurde. Das Werk des Künstlers Bert Gerresheim trägt den Namen „Gruppenbild einer Heiligen“.




Eine Geschäftsfrau aus Freiburg, Philomene Steiger, berichtet über Edith Stein: "Ich selbst habe die große Frau kennengelernt in den Jahren 1916-19, als sie noch nicht den katholischen Glauben angenommen hatte. (...)
... machte mich Frl. Simon bekannt mit Edith Stein, und an manchen Abenden saßen wir zusammen. Edith Stein gab an, sie sei Atheistin, gehe wohl zu Hause in Breslau mit der Mutter in die Synagoge, bete Hebraisch, aber durch Professor Stern, der ein großer Atheist war, kam sie in atheistisches Fahrwasser. Sie interessierte sich bei mir, einer gläubigen Katholikin, nach meiner Einstellung zur Religion. Ich fing an, von den Propheten zu erzählen , von ihren Aussagen vom kommenden Messias, von Ezechiel, Daniel, Jesaja usw., von Elias und seiner Wanderung zum Berge Horeb, vom Einsiedlerleben und vom Berge Karmel. Sie frage mich immer wieder, dann sagte ich zu ihr: "Sie sind keine Atheistin, Sie sind eine Suchende. Nicht Wissen, sondern Glauben allein kann Ihnen helfen. Fangen Sie an zu beten zum Heiligen Geist. Ich habe am Firmtag den Heiligen Geist als meinen Lebensfreund erwählt und bete täglich: Komm, Heiliger Geist, herab zu mir, erleuchte mich, ich folge dir. Amen. Tun Sie das, und sie werden im Heiligen Geist glauben lernen und Jesus als den Messias anerkennen und lieben lernen."
Edith Stein hörte still zu, und mit ihren großen dunklen Augen schaute sie mich unentwegt an. (...)
...sie fragte: "Was nennen Sie glauben?" Ich gab ihr zur Antwort: "Glauben ist nicht Wissen, sondern die demütige Annahme der von Gott geoffenbarten Wahrheit. Beten Sie, Frl. Stein, zum Heiligen Geist." Sie sagte: "Beten Sie mir vor." Mir fiel ein, um die sieben Gaben zu beten. Sie faltete die Hände zusammen. Ich gab ihr den Rat, täglich zu sagen: "Komm, Heiliger Geist, herab zu mir, erleuchte mich, ich folge dir."
(Quelle: Waltraud Herbstrith, Edith Stein, Jüdin und Christin, 53ff)




Zahlreiche Schuhabdrücke führen von den drei Frauengestalten zu einer Anhäufung von Schuhen, die von zwei Tafeln, auf denen die zehn Geboten stehen, gestützt werden. Die Abdrücke symbolisieren den Weg ins Konzentrationslager, die Schuhe stehen für die Menschen, die in Auschwitz ihr Leben lassen mussten.

 
An Gottes Hand

Wer bist du Licht,
das mich erfüllt
und meines Herzens Dunkelheit
erleuchtet?
Du leitest mich
gleich einer Mutter Hand,
und ließest du mich los,
so wüßte keinen Schritt
ich mehr zu gehn.
Du bist der Raum,
der rund mein Sein umschließt und
in sich birgt.
Aus dir entlassen,
sänk´ ich in den Abgrund
des Nichts,
aus dem du es
zu Sein erhobst.
Du, näher mir
als ich mir selbst
und innerlicher als mein Innerstes -
und doch ungreifbar
und unfaßbar
und jeden Namen sprengend:
Heiliger Geist - Ewige Liebe.
(aus: Edith Stein, Das Kreuz wie eine Krone tragen, 64)

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