Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?
Die Frau entgegnete der Schlange:
Von den Früchten der Baume im Garten dürfen wir essen;
nur von den Früchten des Baumes,
der in der Mitte des Gartens steht,
hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen,
und daran dürft ihr nicht rühren,
sonst werdet ihr sterben.
Darauf sagte die Schlange zur Frau:
Nein, ihr werdet nicht sterben.
Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon eßt, gehen euch die Augen auf;
ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.
Da sah die Frau, daß es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, daß der Baum eine Augenweide war
und dazu verlockte, klug zu werden.
Sie nahm von seinen Früchten und aß;
sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war,
und auch er aß. (Genesis 3,1-6)
"Im Paradies also stand der Mensch in Gottes Gehorsam, und an diesem Gehorsam hing es, daß er frei und königlich über die ganze Erde herrschte. Es verhielt sich gerade nicht so, wie die Schlange es darzustellen versucht: daß der Mensch, der an sich zur Freiheit berufen war, durch dieses Verbot Gottes in einer unerträglichen Weise eingeengt wurde. "Sie sagte zur Frau: Hat Gott wirklich gesagt: ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?" Listig läßt die Schlange das eine Verbot seinen Schatten über alle Baume werfen. Sie läßt die Freiheit des Gehorsams als Entzug der herrschaftlichen Macht über alle Kreatur erscheinen. Bisher hatte Eva den Gehorsam Gott gegenüber keineswegs als im Gegensatz zu ihrer Freiheit stehend empfunden. Er war für sie die Ordnung selbst: sie gehorsam zu Gott und dadurch alle Wesen gehorsam zum Menschen. Diese Ordnung war so durchsichtig, so evident, daß sie keine Reflexion erforderte. Nichts war einfacher als diese Ordnung, denn in ihr dienten die Menschen Gott, und alles übrige diente ihnen. Es war ein Gehorsam, den sich sie nicht abringen mußten, weil es ihnen nicht einfiel, den Willen Gottes ihrem eigenen Willen vergleichend gegenüberzustellen, sie deshalb auf ihren eigenen Willen gar nicht verzichten mußten, um den Willen Gottes zu tun.
Ihr Wille war einfach und selbstverständlich identisch mit diesem Gehorsam, er war nur das Werkzeug, das sie zum Gehorchen brauchten, und kraft dieses Einvernehmens mit Gott wußten und fühlten sie sich in der Schöpfung königlich frei. Ihre Freiheit war innerhalb ihres Gehorsams geborgen, dieser aber war Gottes-Dienst in Vertrauen, Dankbarkeit, Liebe. Sie war wesentlich Glaube. Glaube war die Regung, in der sie ihr Sein von Gott entgegennahmen und es ihm in Liebe immer wieder zurückgaben."
(H. U. v. Balthasar, Christlicher Stand 71f)
Sündenfall, Kapelle des hl. Sakraments in nördl. Querschiff, Dom zu Pisa, S. Maria Assunta |
Adam und Eva verstecken sich hinter dem Altaraufbau, wo der Auferstandene als Herrscher über Sünde und Tod zu sehen ist |
Schiefer Turm und Dom zu Pisa |
Also, das mit dem Gehorsam in Freiheit ist sehr schön beschrieben, aber ich hab da andere Probleme mit dieser Lesung, und zwar die Sache mit der sog. "Erbsünde": dass durch die Sünde eines einzigen (oder auch zwei) Menschen die Sünde in die Welt kam, und mit ihr das Leid, der Tod usw... Wie soll ich mir Gott vorstellen, als einen, der ein Vergehen ja dann an unzähligen Generationen rächt? Und dann erst wieder das "Opfer" seines Sohnes "braucht", um sich versöhnen zu lassen? - Wo ist da seine große Liebe, seine Vergebungsbereitschaft, und alles, was Jesus ja sogar uns Menschen empfiehlt - eben nicht "Auge um Auge, Zahn um Zahn..."? Wobei Gott ja, nimmt man das mit Erbsünde wörtlich, ja dann unzählige bestraft und leiden lassen würde, die nichts dafür könnnen. Immer wieder denke ich, so kann Gott doch nicht sein. Entweder habe ich da was falsch verstanden oder die Geschichte mit der Erbsünde kann so nicht stimmen oder .. ich kann an so einen Gott einfach nicht glauben. Vielleicht gibt es ja eine Erklärung, auf die ich nur nicht komme oder... mich würde auf jeden Fall Ihre Meinung dazu interessieren.
AntwortenLöschenRobert Spaemann beschreibt in einem sehr lesenswerten Beitrag die Erbsünde als einen Mangel, als ein "Ausbleiben von etwas, was durch Gezeugt- und Geborenwerden weitergegeben werden sollte, die Heiligkeit des Gottesvolkes. Sie wird nicht weitergegeben, weil sie gar nicht zustandegekommen ist."
Löschenhttp://www.zenit.org/de/articles/provokation-fur-das-moderne-bewusstsein-warum-kaum-eine-christliche-lehre-plausibler-erscheint-als
Die Sünde der ersten Menschen hat einen Zustand der Gottferne bei allen ihren Nachkommen verursacht. Diesen kann der Mensch aus eigenen Kräften nicht überwinden. Gott wird Mensch, als zweiter Adam trägt er die Sünden aller Menschen und schenkt uns kraft der Sakramente, die seiner Lebenshingabe entspringen, die ursprüngliche Heiligkeit und damit die Möglichkeit, in den Himmel zu kommen. Jesus sühnt die Sünden aller Menschen. Der Sühnetod Jesu spricht nicht von einem Gott der Rache. Sühne ist nötig zur Vergebung der Sünden, die Voraussetzung für die Gemeinschaft mit Gott ist. Der Gedanke der stellvertretenden Sühne besagt, dass einer für den anderen bei Gott etwas bewirken kann. Jesus hat sein Leben gegeben, damit wir das ewige Leben haben.
Das Bild des Apostels Paulus vom Leib Christi klingt hier an. Einer kann für den andern im Guten einstehen, genauso kann ein krankes Glied andere Glieder schädigen. Gutes und Böses wirken ansteckend. Alkohol- oder drogensüchtige Eltern schädigen ihre Kinder, ohne dass diese daran persönlich Schuld tragen.
Es ist dies eine tröstliche Wahrheit, dass in der Kirche eine Gemeinschaft des/der Heiligen besteht. Wer kann schon sagen, welche Gnaden er wem verdankt.