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Johannes von Capestran, Sieg über Belgrad, Franziskanerkirche Stuhlweissenburg |
Am 22. Juli 1456 wurde Belgrad von den Türken befreit.
Drei Jahre zuvor, am 29. Mai 1453, war die große Tragödie geschehen:
Konstantinopel, das "zweite Rom", wurde von Sultan Mohammed II. (1432
- 1481) erobert. Die Hagia Sophia wurde entweiht, das Byzantinische Reich war
nach über tausend Jahren untergegangen, "eins der beiden Augen der Christenheit
ausgerissen", wie der polnische Humanist Jan Dlugosz (1415 - 1480)
schrieb. Nicht zuletzt war der Untergang des byzantinischen Christentums der
mangelnden Unterstützung durch die westlichen Fürsten zuzuschreiben, und das,
obwohl die Päpste alles taten, um deren Gewissen aufzurütteln und den östlichen
Glaubensbrüdern zu Hilfe zu kommen - ganz im Sinne des Versprechens, das sie in
der Kirchenunion zu Florenz 1439 gegeben hatten.
Sowohl Nikolaus V. (1447-1455)
wie auch Calixt III. (1455-1458) unterstützten den verzweifelten Abwehrkampf
gegen die Türken. Calixt opferte viele vatikanische Kunstwerke, um diesen Kampf
zu finanzieren und die gefangenen Christen zu befreien. Er hatte sich sogar die
Rückeroberung Konstantinopels zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck rief er einen
Kreuzzug aus. In diesem Zusammenhang ist der Begriff "Kreuzzug"
nichts anderes als der Ausdruck von Verantwortungsbewußtsein und Solidarität
und sollte von den negativen Konnotationen befreit werden, die eine
glaubensfeindliche Propaganda ihm noch mehr zuteilt, als er ursprünglich von
sich aus verdienen mag. Genau dieses Verantwortungsbewußtsein fehlte den
Fürsten, die die Byzantiner und auch die Ungarn im Stich ließen.
Wirtschaftliche Interessen waren ihnen wichtiger. Venedig beispielsweise schloß
1454 mit dem Sultan einen verräterischen Sonderfrieden, um seine Besitzungen im
Osten und den Levantehandel zu sichern. Dagegen unterstützten die Humanisten
Bessarion und Enea Silvio Piccolomini das Anliegen des Papstes.
Nach der Eroberung Konstantinopels wollte Mohammed II. weiter gegen Ungarn
vorstoßen und belagerte das davor liegende Belgrad. Das ungarische Heer konnte
mit Hilfe der Kreuzfahrer die Türken besiegen und die Stadt befreien. Der Held
dieses Sieges war der Feldherr
Johannes Hunyadi (*
1407). Der Papst verlieh ihm für seine Tat den Ehrentitel "unicus et
fortissimus athleta Christi" und setzte zum Dank das Fest der Verklärung
Christi (6. August) für die ganze Kirche ein. Zwanzig Tage nach diesem Sieg, am
11. August 1456, starb Hunyadi an der Pest. Durch den Sieg war die Gefahr des
weiteren Vormarschs der Türken für 70 Jahre gebannt.
Eine weitere
Persönlichkeit, die entscheidenden Anteil an der Rettung Belgrads hat, ist der
hl. Johannes von Capestrano (1386-1456). Er hatte seit 1454 als
Kreuzzugsprediger den Willen zum Widerstand gegen die türkische Bedrohung
geweckt. Der Humanist Enea Silvio Piccolomini hatte ihn gebeten, sein Ansehen
in die Waagschale zu werfen, um die politischen Parteien angesichts der
tödlichen Gefahr zu vereinen. Das tat Johannes 1455 auf dem Reichstag zu Wiener
Neustadt.
Danach gings weiter nach Ungarn.
"Die Ungarn riefen Capistranus, damit er
in der Nähe der Gefahr und Not die Gemüter aufrichte. In Ungarn war er beinahe
ein Jahr unermüdet tätig, um in Predigten und Briefen zur Verteidigung der
Christenheit aufzufordern; er war Ratgeber des päpstlichen Legaten, feuerte das
Volk zum Kampfe an, sammelte Soldaten, bewirkte Eintracht unter den Führern,
ward zu Rate gezogen bei Entwerfung des Kriegsplanes und der Wahl des
Feldherrn, sandte Boten und Briefe nach allen Seiten, war sozusagen die Seele
der ganzen Bewegung zum Kampfe. Der Zug wurde 1456 eröffnet; zu Peterwardstein
traf Capistranus zusammen mit Johannes Corvinus (Hunyades), der schon mehrere
glänzende Siege über die Türken erfochten hatte. Diese beiden Johannes sind es,
denen die Christenheit den Sieg über die Türken bei Belgrad (22. Juli 1456) und
die Rettung aus größter Gefahr zu verdanken hat. Bereits war das christliche
Heer zum Weichen gebracht, als Capistranus selbst an der Stelle des heißesten
Kampfes in seiner gläubigen Zuversicht, daß die Christen siegen müßten, mit dem
Crucifix in der Hand gegen die andringenden Türken hervorrückte und rufend und
winkend die bereits weichenden Soldaten zu erneuertem Kampfe und so zum Siege
fortriß.
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Kanzel Franziskanerkirche Stuhlweissenburg |
Ein Augenzeuge berichtet von ihm in jenem Kriege: omnium cruce
signatorum rector, judex, dux, capitaneus et imperator erat; Juden, Schismatiker,
Häretiker, alle wußte er in dieser Zeit der Gefahr gegen die Türken zu
vereinigen. Bald nach diesem Siege starb der Feldherr Johannes Corvinus (11.
August 1456) in den Armen des Heiligen."
(Streber, in Wetzer und Welte's
Kirchenlexikon, Sechster Band, Freiburg im Breisgau, 21889, Spalten
1609 f). (Quelle: kath-info.de)
Das Leben des hl. Johannes von Capestrano (kath-info.de)
Sandalen, Habit und Stola des hl. Johannes von Capestran
227 später rettet wieder ein Franziskanermönch die Christenheit vor den Türken
Johannes, Christi treuer Knecht,
ruhmreich in Worten und Taten;
in jener hochbedrängten Zeit
strahltest du machtvoll als Licht auf.
Du hast der Feinde Macht gebannt,
Kranken die Heilung erbetet.
Das Kreuz war Rettung in der Not
allen, die einst dir vertrauten.
Erfleh Verzeihung unsrer Schuld,
Festigkeit unserem Glauben.
Die Weisung Christi sei uns Weg,
groß unsre Liebe zum Heiland.
Dich, Gott und Schöpfer, bitten wir,
eins mit dem Sohn und dem Geiste,
erhöre unser Bittgebet,
schenk uns das ewge Leben. Amen.
(Franziskanisches Proprium, 360)
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Kapistran-Kanzel, Stephansdom,
Johannes von Capistrano steht auf einem besiegten Janitscharen,
darunter die Schrift: fulmen Turcarum (Blitz/Kriegsheld gegen die Türken) |