westlich von Ancona geboren. Sie war die Tochter einer armen, kinderreichen Landarbeiterfamilie
und lebte mit ihren Angehörigen seit 1899 in dem Dorf Ferriere di Conca bei Nettuno. Mit zehn Jahren verlor sie den Vater. Nun versorgte sie ihre jüngeren Geschwister, damit die Mutter durch Feldarbeit Geld verdienen konnte. Der Sohn einer im selben Haus wohnenden Familie stellte Maria nach. Da diese sich energisch gegen seine Zumutungen wehrte, tötete er sie am 5. Juli 1902 durch vierzehn Messerstiche. Sterbend verzieh sie ihrem Mörder. Die Heiligsprechung erfolgte am 24. Juni 1950 in Gegenwart ihrer Mutter und ihres Mörders, der nach seiner Bekehrung im Gefängnis 1928 Laienbruder bei den Kapuzinern geworden war. Maria Goretti wird als junges Mädchen mit Lilie und Märtyrerpalme dargestellt.
(Martyrologium Sancrucense)
rechts das Haus der Familie Goretti, in dem Maria (Marietta) ermordet wurde |
Die Küche, in der Maria ermordete wurde, baute man später zu einer Kapelle um. |
Stelle, an der Maria ihr Martyrium erlitt |
links: die Heilige vergibt im Gespräch mit dem Priester ihrem Mörder, rechts: Maria Goretti beim Gebet |
Am 29. September 1991 besuchte Papst Johannes Paul II die kleine Ortschaft Le Ferriere in der Nähe von Nettuno südlich von Rom, wo Maria Goretti mit ihrer Familie in der "Cascina antica" (einer alten Meierei, also einem landwirtschaftlichen Anwesen) gelebt und am 5. Juli 1902 dem Versucher widerstanden hatte. Anlass des Besuchs war der Abschluss des Jubliäumsjahres der Geburt der Heiligen vor 100 Jahren - am 16.10.1890. Der Reliquienschrein war aus Nettuno hierhin gebracht worden - die ehemalige Wohnung der Familie Goretti ist eine Gedenkstätte mit einem Oratorium. Der Papst hatte davor gebetet und sich dann in das Besucherbuch eingetragen - was er als Weihbischof von Krakau schon einmal getan hatte: Am 22.11.1962, am Beginn des 2. Vatikanischen Konzils, schrieb er in Latein einen kurzen Satz zu Ehren der Patronin der "unbesiegten Keuschheit" in das Besucherbuch ein. (Quelle der Texte)
Der Hl. Vater sprach dann zu den in Le Ferriere versammelten Gläubigen:
"Ich bin hier in eure Mitte, nach Le Ferriere di Conca im sogenannten "Pontinischen Acker", gekommen, um Maria Goretti zu verehren, das Mädchen, das fähig war, mit dem Opfer seines Lebens CHRISTUS dem HERRN ... seine rückhaltlose Treue zu beweisen. Hundert Jahre nach der Geburt dieses Mädchens bin ich als Pilger gekommen, um den Dank der Kirche an den himmlischen VATER für den heroischen Glauben dieser jungen Märtyrin zu erneuern, die Papst Pius XII. am Tag ihrer feierlichen Aufnahme unter die glorreichen Heiligen als "heilige Agnes des 20. Jahrhunderts" bezeichnete. Maria Goretti ahmte die Jungfräulichkeit der ersten christlichen Jahrhunderte nach und nahm, um ihre Jungfräulichkeit unversehrt zu bewahren, den Tod auf sich.
So wird ein Bauernmädchen zum echten Vorbild für uns: zum Vorbild christlichen Lebens und echter Heiligkeit. Eure Landsmännin - wir können sie wohl als solche bezeichnen, da sie, obwohl in Corinaldo in der Provinz Ancona geboren, hier lebte und hier ihr Opfer vollendete - hat ja, JESUS nachahmend, dem Namen des HERRN Ehre erwiesen, indem sie mit ihrem Blut für die Wunder GOTTES Zeugnis ablegte, der in den Schwachen Seine Macht offenbart und den Hilflosen die Kraft des Martyriums verleiht...
Im Gedenken an Maria Goretti gilt nun euch allen, die ihr um ihr bescheidenes, heute renoviertes und zum Ziel zahlreicher Pilgerfahrten gewordenes Heim versammelt seid, meine herzliche Aufmerksamkeit... Ich grüße... die Passionistenpatres, denen die Pfarrseelsorge in Le Ferriere und am Heiligtum von Nettuno anvertraut ist. Ich begrüße die Passionistinnen vom hl. Johannes vom Kreuz, die das Haus Maria Gorettis bewahren, das heute ein Zentrum des Gebetes und des geistlichen Lebens ist. Mit Freude habe ich erfahren, dass die Zahl der Pilger, die, aus Italien und aus dem Ausland kommend, um Maria Goretti an der Stätte ihres Martyriums zu verehren, in den letzten Jahren zugenommen hat...
Mein herzlicher Gruß gilt jedoch vor allem euch, den Bewohnern dieses Weilers und der angrenzenden Ortschaften. Die Erinnerung an dieses Mädchen, das in viel härteren Zeiten lebte, als es die heutigen sind, das die Schwierigkeiten eines armen, von der erschöpfenden und harten Feldarbeit gezeichneten, aber fest in den edlen Traditionen der Familie und in den grundlegenden menschlichen und christlichen Werten verankerten Lebens kannte, ist heute noch unter euch lebendig. Maria Gorettis Beispiel folgend, sollt auch ihr diesen Werten treu bleiben: der Achtung für das Leben, der gegenseitigen Solidarität, der Bereitschaft zur Gastfreundschaft und zur Aufnahme der Einwanderer, der Liebe zum Gesetz GOTTES und der heiligen GOTTESfurcht. Dies ist das wertvolle Erbe, das ihr von euren Vorfahren übernommen habt, die, ebenso wie die Familie Goretti, aus anderen Regionen Italiens hier eingewandert waren.
Habt stets das Zeugnis der kleinen Maria vor Augen... Als Vorbild im Martyrium hilft Maria Goretti, nachdem sie ihrem Mörder den Weg der christlichen Tugend gewiesen hat, noch heute allen, die das Evangelium mit seinen strengen, aber befreienden sittlichen Forderungen annehmen wollen. Ganz besonders ermutigt sie euch, liebe Kinder und Jugendliche; sie schenkt allen, die sich im Kampf gegen das Böse und in der Suche nach dem wahren Guten sowie im echten Verlangen nach CHRISTUS an sie wenden, neue Kraft.
Patene, Le Ferriere |
Hl. Maria Goretti, du treue Märtyrin, du leuchtendes Vorbild der Alltagsheiligkeit, mit dem glorreichen Siegel des geopferten LAMMES bezeichnet, hilf allen; hilf vor allem den jungen Menschen, die deinen Heroismus bewundern und deinen Eifer im Glauben und deine Sittenreinheit nachahmen wollen."
Geschenk von Johannes Paul II. anlässlich seines Besuches |
Es folgte am Nachmittag eine Begegnung mit Priestern und Ordensleuten in der Kathedrale San Marco, bei der der Papst folgende Worte sagte:
"Das Leben Maria Gorettis... ist ein beredtes Zeugnis christlicher Konsequenz und einzigartiger Heiligkeit, hervorgegangen aus einer weisen, von den Werten des Evangeliums geleiteten häuslichen Erziehung. Ihr Leben war arm und opfervoll, aber wie fruchtbar an hochherziger Hingabe an GOTT und Seine Gebote!...
In Maria Goretti ehren wir die unbesiegbare Macht der GÖTTlichen Gnade, die "den Wehrlosen die Kraft zum Martyrium schenkt", und mit JESUS können wir im Geist aufjubeln zum Lob des VATERS: "Ich preise Dich, VATER, HERR des Himmels und der Erde, weil Du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, VATER, so hat es Dir gefallen" (Mt 11,25-26).
Wie es schon in Maria von Nazareth geschah, wie es sich in so sehr vielen anderen treuen Dienerinnen und Dienern des HERRN im Lauf der Jahrhunderte erwiesen hat, so konnte auch in Maria Goretti der HEILIGE GEIST in die Tiefe wirken, weil Er ein demütiges Herz voll des Glaubens gefunden hat. Der Glaube nämlich ist es, der das Leben dieses jungen Mädchens erklärt, das, mit nur zwölf Jahren, den Tod vorzieht, statt sich der Gewalt zu beugen. Ohne den Glauben wird die Gestalt Maria Gorettis farblos oder, schlimmer, sie wird in abwertende und zweideutige Schablonen gepresst...
In Maria Goretti begegnen wir einem reifen, ganz festen Glauben, aufgrund dessen sie ihre Reinheit verteidigt in dem Wissen, ganz und gar CHRISTUS zu gehören. Sie weiß gut, dass ihr Leib ein Tempel des HL. GEISTES ist und dass, wenn sie der Versuchung nachgäbe, der Bund der Treue zum HERRN, die sie im Gebet so oft bekräftigt hat, gebrochen würde. Durch die Sünde trennt man sich ja von GOTT, unserem einzigen Gut, und entscheidet sich für die "Idole", die Götzen, die zum Tod führen; und so geht man also der Hölle, der ewigen Verdammnis, entgegen...
Liebe Brüder und Schwestern, das Beispiel dieses Mädchens, das mit zwölf Jahren die Gnade des Martyriums erhielt, möge stets vor euch und eurem apostolischen Einsatz stehen. Seid wie sie Menschen tiefen Glaubens und vollkommener Hingabe an GOTT, der euch berufen hat, Heilige und unerschrockene Boten des Evangeliums zu sein. CHRISTUS braucht eure volle Verfügbarkeit, um in euch zu wirken und um durch den pastoralen Dienst, den Er euch anvertraut hat, im Herzen all derer zu wirken, die euch jeden Tag begegnen.
Gewiss sind nicht alle berufen, wie Maria Goretti das Martyrium zu erleiden, aber von jedem wird verlangt, nach der vollen Erfüllung der christlichen Tugend zu streben. Diese Askese des Geistes erfordert Stärke, beständige Aufmerksamkeit und mutigen Verzicht auf weltliche Ideale. Es handelt sich um die Aufgabe, täglich wach zu sein und auf keinen Fall davon abzulassen, sondern jeden Tag wieder anzufangen, bis zum Ende unseres irdischen Weges. Es ist ein Kampf mit sich selbst, der einem langsamen und lang währenden Martyrium ähnlich werden kann. Das Evangelium mahnt uns mit klaren und bestimmten Worten dazu: "Dem Himmelreich wird Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich" (Mt 11,12)...".
Statue der hl. Maria Goretti, errichtet anlässlich ihres 100. Geburtstages |
Novene zur hl. Maria Goretti