Als er sich auf seinem Weg bereits Damaskus näherte, umstrahlte ihn plötzlich ein Lichtschein vom Himmel her. Er stürzte zu Boden und vernahm eine Stimme, die ihm zurief: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Er fragte: Wer bist du, Herr?
Jener aber sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.
(Apostelgeschichte 9)
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Pfarrkirche Pöllau, Kanzel |
Die Bekehrung des Paulus reifte in der Begegnung mit dem auferstandenen Christus heran; es war diese Begegnung, die seine Leben radikal veränderte. Auf dem Weg nach Damaskus geschah ihm das, was Jesus im heutigen Evangelium fordert: Saulus hat sich bekehrt, da er dank des göttlichen Lichts „an das Evangelium“ geglaubt hat.
Darin besteht seine und unsere Bekehrung: im Glauben an den gestorbenen und auferstandenen Jesus und in der Öffnung für die Erleuchtung durch seine göttliche Gnade. In jenem Augenblick begriff Saulus, dass sein Heil nicht von den guten Werken abhing, die auf die Erfüllung des Gesetzes abzielten, sondern von der Tatsache, dass Jesus auch für ihn – den Verfolger – gestorben und auferstanden war und auferstanden ist. Diese Wahrheit, die dank der Taufe das Dasein eines jeden Christen erleuchtet, stößt unsere Art zu leben vollständig um.
Sich bekehren bedeutet auch für einen jeden von uns, daran zu glauben, dass sich Jesus im Tod am Kreuz „für mich hingegeben hat“ (vgl. Gal 2,20) und als Auferstandener mit und in mir lebt. Wenn ich mich der Macht seiner Vergebung anvertraue und mich von ihm an der Hand nehmen lasse, kann ich dem Treibsand des Stolzes und der Sünde, der Lüge und des Kummers, des Egoismus und jeder falschen Sicherheit entkommen, um den Reichtum seiner Liebe kennen zu lernen und zu leben.
Liebe Freunde, die Einladung zur Umkehr, die durch das Zeugnis des
heiligen Paulus bekräftigt worden ist, erschallt heute, zum Abschluss
der Gebetswoche für die Einheit der Christen, auch auf der Ebene der
Ökumene mit besonderer Vordringlichkeit. Der Apostel zeigt uns die
angemessene geistliche Haltung, um auf dem Weg der Gemeinschaft
fortschreiten zu können. „Nicht dass ich es schon erreicht hätte, oder
dass ich schon vollendet wäre“, schreibt er an die Philipper. „Aber ich
strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus
ergriffen worden bin“ (Phil 3,12).
(Benedikt XVI. am Fest der Bekehrung des Hl. Paulus, 25.1.2009)