Montag, 22. Oktober 2018

Johannes Paul II. und seine letzte Botschaft an die Jugend (Hilfestellung zur Jugendsynode)


Reliqie des hl. Johannes Paul II. in seinem Heiligtum in Krakau


Karl Josef Wotjtyła wurde 1920 in Wadowice in Polen geboren. Nach der Priesterweihe und dem Studium der Theologie in Rom kehrte er in die Heimat zurück und übernahm verschiedene pastorale und akademische Aufgaben. Er wurde zunächst Weihbischof und 1964 Erzbischof von Krakau und nahm am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Am 16. Oktober 1978 wurde er zum Papst gewählt und nahm den Namen Johannes Paul II. an. Sein ausserordentlicher apostolischer Eifer, besonders für Familien, Jugendliche und Kranke, führte ihn auf unzählige Pastoralreisen in der ganzen Welt. Zu den vielen Früchten, die er der Kirche als Erbe hinterlassen hat gehören vor allem sein reiches Lehramt und die Promulgation des Katechismus der Katholischen Kirche sowie des Codex des Kanonischen Rechts für die lateinische Kirche und für die Ostkirchen. Er entschlief im Herrn am 2. April 2005, dem Vorabend des Zweiten Sonntags der Osterzeit (von der göttlichen Barmherzigkeit), in Rom. Nach dem schnellsten Verfahren der jüngeren Kirchengeschichte wurde Johannes Paul II. am 1. Mai 2011 durch seinen Nachfolger, Papst Benedikt XVI., seliggesprochen. Am 27. April 2014 erfolgte die Heiligsprechung, zusammen mit Johannes XXIII.



Krypta des Johannes Paul II. Heiligtum, Krakau

3. Die Heiligen Drei Könige fanden Jesus in »Bêt-lehem«, was »Haus des Brotes« heißt. In der bescheidenen Grotte von Betlehem liegt auf ein wenig Stroh das »Weizenkorn«, das sterbend »reiche Frucht« bringen wird (vgl. Joh 12,24). Wenn Jesus während seines öffentlichen Lebens von sich selbst und von seiner Heilssendung spricht, so greift er zum Bild des Brotes und sagt: »Ich bin das Brot des Lebens«, »Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist«, »Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt« (Joh 6,35.41.51).
Wenn wir gläubig den Weg des Erlösers von der Armut der Krippe bis zur Verlassenheit am Kreuz vor uns vorüberziehen lassen, so verstehen wir besser das Mysterium seiner Liebe, die die Menschheit erlöst. Das Kind, von Maria sanft in die Krippe gebettet, ist der Gott-Mensch, den wir an das Kreuz genagelt sehen werden. Derselbe Erlöser ist im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig. Im Stall von Betlehem hat er sich in der armen Gestalt eines Neugeborenen von Maria, Josef und den Hirten anbeten lassen; in der konsekrierten Hostie beten wir ihn an, der im Fleisch, im Blut, in der Seele und der Gottheit sakramental gegenwärtig ist; und er bringt sich uns dar als Speise des ewigen Lebens. So wird jetzt die heilige Messe zu einer wahren Begegnung der Liebe mit dem, der sich für uns gänzlich hingegeben hat. Liebe Jugendliche, zögert nicht, ihm zu antworten, wenn er Euch »zum Hochzeitsmahl des Lammes« einlädt (vgl. Offb 19,9). Hört auf ihn, bereitet Euch angemessen vor und empfangt das Sakrament des Altares, besonders in diesem Jahr der Eucharistie (Oktober 2004– 2005), das ich für die ganze Kirche ausgerufen habe.

4. »Da fielen sie nieder und beteten ihn an« (Mt 2,11). Wenn die Heiligen Drei Könige im Kind, das Maria in ihre Arme schließt, den von den Völkern Ersehnten und den von den Propheten Verheißenen anerkennen und anbeten, so können wir ihn heute in der Eucharistie anbeten und ihn als unseren Schöpfer und alleinigen Herrn und Heiland anerkennen.
»Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar« (Mt 2,11). Die Gaben, die die Heiligen Drei Könige dem Messias darbringen, symbolisieren die wahre Anbetung. Durch das Gold unterstreichen sie die königliche Gottheit; mit dem Weihrauch bekennen sie ihn als den Priester des Neuen Bundes; indem sie ihm die Myrrhe darbieten, preisen sie den Propheten, der das eigene Blut vergießen wird, um die Menschheit mit dem Vater zu versöhnen.
Liebe Jugendliche, bringt auch Ihr dem Herrn das Gold Eures Lebens dar, das heißt die Freiheit, ihm aus Liebe nachzufolgen, indem Ihr seinem Ruf treu folgt; laßt den Weihrauch Eures innigen Gebetes zum Lob seiner Herrlichkeit zu ihm emporsteigen; bringt ihm die Myrrhe dar, das heißt die dankbare Zuneigung zu ihm, dem wahren Menschen, der uns so sehr geliebt hat, daß er wie ein Verbrecher auf Golgota gestorben ist.

5. Seid Anbeter des einzigen und wahren Gottes, indem Ihr ihm den ersten Platz in Eurem Leben zuerkennt! Der Götzendienst ist eine ständige Versuchung des Menschen. Leider gibt es Menschen, die die Lösung der Probleme in religiösen, mit dem christlichen Glauben unvereinbaren Andachtsübungen suchen. Stark ist der Drang, an falsche Mythen des Erfolgs und der Macht zu glauben; es ist gefährlich, verschwommenen Auffassungen des Heiligen anzuhängen, die Gott unter der Gestalt der kosmischen Energie darstellen, oder in anderen Formen, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen.
Liebe Jugendliche, gebt nicht lügenhaften Illusionen und kurzlebigen Moden nach, die nicht selten eine tragische seelische Leere zurücklassen! Weist zurück die Versuchungen des Geldes, des Konsumverhaltens und der hinterlistigen Gewalt, die zuweilen die Massenmedien ausüben.
Die Anbetung des wahren Gottes stellt einen wahren Akt des Widerstandes gegen jegliche Form des Götzendienstes dar. Betet Christus an: Er ist der Fels, auf dem Ihr Eure Zukunft und eine gerechtere und solidarischere Welt aufbaut. Jesus ist der Friedensfürst, die Quelle der Vergebung und der Versöhnung, der alle Glieder der Menschenfamilie zu Brüdern und Schwestern machen kann.
6. »Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land« (Mt 2,12). Das Evangelium präzisiert, daß, nachdem die Heiligen Drei Könige Christus begegnet waren, sie »auf einem anderen Weg« in ihr Land zurückgekehrt sind. Diese Kursänderung kann die Bekehrung symbolisieren, zu der diejenigen gerufen sind, die Jesus begegnen, um zu den wahren Anbetern zu werden, die er sich wünscht (vgl. Joh 4,23–24). Das bringt die Nachahmung seiner Art zu handeln mit sich, bei der der Mensch, wie der Apostel Paulus schreibt, sich selbst als »lebendiges, heiliges, gottgefälliges Opfer« darbringt. Dann fügt der Apostel hinzu, sich nicht der Mentalität dieser Zeit anzugleichen, sondern sich zu wandeln durch die Erneuerung des Denkens, »damit ihr erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist« (vgl. Röm 12,1–2).

Auf Christus hören und ihn anbeten führt dazu, mutige Entscheidungen zu treffen, manchmal sogar heroische Entschlüsse zu fassen. Jesus ist anspruchsvoll, denn er möchte unser wahres Glück. Einige beruft er, alles zu verlassen, damit sie ihm im Priestertum oder im geweihten Leben folgen. Wer diese Einladung verspürt, soll keine Angst haben, ihm mit einem »Ja« zu antworten und ihm großmütig nachzufolgen. Aber über die Berufungen zur besonderen Weihe hinaus gibt es die jedem Getauften eigene Berufung: Auch diese ist eine Berufung zu jenem »hohen Maßstab« des alltäglichen christlichen Lebens, der sich in der Heiligkeit ausdrückt (vgl. Novo millennio ineunte, 31). Wer Christus begegnet und sein Evangelium annimmt, dessen Leben ändert sich und er wird dazu bewegt, den anderen die eigene Erfahrung mitzuteilen.

Es gibt noch so viele Zeitgenossen, die die Liebe Gottes noch nicht kennen oder die ihr Herz mit unbedeutenden Ersatzmitteln zu füllen suchen. Deswegen ist es dringend notwendig, Zeugen der in Christus vertieften Liebe zu sein. Die Einladung, am Weltjugendtag teilzunehmen, gilt auch Euch, liebe Freunde, die Ihr nicht getauft seid oder die Ihr Euch nicht mit der Kirche identifiziert. Habt nicht auch Ihr Durst nach dem Absoluten, und seid nicht auch Ihr auf der Suche nach »etwas«, was Eurer Existenz einen Sinn gibt? Wendet Euch Christus zu und Ihr werdet nicht enttäuscht.

Liebe Jugendliche, die Kirche braucht wahre Zeugen für die Neuevangelisierung: Männer und Frauen, deren Leben durch die Begegnung mit Christus gewandelt worden ist; Männer und Frauen, die fähig sind, diese Erfahrung den anderen mitzuteilen. Die Kirche braucht Heilige. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen, und nur die Heiligen können die Menschheit erneuern. Auf diesem Weg des evangeliumsgemäßen Heroismus sind uns so viele vorausgegangen, und ich ermahne Euch, oft ihre Fürsprache anzurufen. Wenn Ihr Euch in Köln trefft, werdet Ihr einige von ihnen besser kennenlernen, wie den hl. Bonifatius, den Apostel Deutschlands, die Heiligen von Köln, besonders Ursula, Albert der Große, Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) und den sel. Adolph Kolping. Unter diesen möchte ich besonders den hl. Albert und die hl. Theresia Benedicta vom Kreuz anführen, die in der gleichen inneren Haltung wie die Heiligen Drei Könige die Wahrheit mit Leidenschaft gesucht haben. Sie haben nicht gezögert, ihre intellektuellen Fähigkeiten in den Dienst des Glaubens zu stellen, und so haben sie Zeugnis gegeben, daß Glaube und Vernunft miteinander verbunden sind und aufeinander verweisen.
(aus der Botschaft von Papst Johannes Paul II. an die Jugendlichen der ganzen Welt anlässlich des Weltjugendtages 2005

Habt keine Angst, (nie lękajcie się) Christus aufzunehmen und seine Herrschergewalt anzuerkennen!
Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus
(aus der ersten Ansprache von Johannes Paul II. am 22.10.1978)



Alle Glieder des Volkes Gottes – Bischöfe, Priester, Diakone, Laien, gottgeweihte Männer und Frauen – wir alle sind auf dem Weg zur himmlischen Heimat, in welche uns die Jungfrau Maria vorausgegangen ist, die mit dem Geheimnis Christi und der Kirche auf einzigartige und vollkommene Weise verbunden ist. Karol Wojtyła hat zuerst als Weihbischof und dann als Erzbischof von Krakau am Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen; er wußte ja, daß das letzte Kapitel des Dokumentes über die Kirche Maria zu widmen bedeutete, die Mutter des Erlösers zum Bild und Vorbild der Heiligkeit für jeden Christen und für die ganze Kirche zu machen.

Diese theologische Sicht hat der selige Johannes Paul II. als Jugendlicher entdeckt und dann während seines ganzen Lebens bewahrt und vertieft – eine Sicht, die im biblischen Bild von Christus am Kreuz und seiner Mutter Maria unter dem Kreuz zusammengefaßt ist. Es ist ein Bild, das sich im Johannes-Evangelium findet (Joh 19,25-27) und das in das Bischofs- und dann in das Papstwappen von Karol Wojtyła aufgenommen wurde: ein goldenes Kreuz, ein „M“ rechts unten und das Motto „Totus tuus“, das vom bekannten Wort des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort stammt, in dem Karol Wojtyła ein Grundprinzip für sein Leben gefunden hat: „Totus tuus ego sum et omnia mea tua sunt. Accipio te in mea omnia; præbe mihi cor tuum, Maria.“ – „Ich bin ganz dein, und alles, was ich habe, ist dein. Dich nehme ich zu mir als mein alles; schenke mir dein Herz, o Maria“ (Abhandlung über die wahre Andacht zu Maria, Nr. 266). 

Ich selbst aber danke dem Ewigen Hirten dafür, daß er mir erlaubt hat, dieser großartigen Sache während all der Jahre meines Pontifikats zu dienen.“ Und was ist diese „Sache“? Es ist dieselbe, die Johannes Paul II. in seiner ersten feierlichen Messe auf dem Petersplatz mit den denkwürdigen Worten angesprochen hat: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“.


Was der neugewählte Papst von allen erbat, das hat er selbst als erster vorgemacht: Er hat die Gesellschaft, die Kultur, die Bereiche der Politik und der Wirtschaft für Christus geöffnet. Mit der Kraft eines Riesen – die er von Gott erhalten hat – hat er eine Tendenz umgedreht, die unumkehrbar erscheinen mochte. Mit seinem Zeugnis des Glaubens, der Liebe und des apostolischen Mutes, das von einer großen Menschlichkeit begleitet wurde, hat dieser beispielhafte Sohn der polnischen Nation den Christen auf der ganzen Welt geholfen, keine Angst zu haben, sich Christen zu nennen, zur Kirche zu gehören und vom Evangelium zu sprechen. Mit einem Wort, er hat uns geholfen, keine Angst vor der Wahrheit zu haben, denn die Wahrheit ist die Garantie der Freiheit. Noch einmal ganz kurz, er hat uns die Kraft wiedergegeben, an Christus zu glauben, weil Christus Redemptor hominis, der Erlöser des Menschen ist – das Thema seiner ersten Enzyklika und der Leitgedanke aller anderen.

Wahlspruch von Johannes Paul II. "Ich bin ganz dein und alles, was ich habe ist dein. Dich nehme
ich zu mir als mein alles; schenke mir dein Herz, o Maria"


Gott, du bist reich an Erbarmen
und hast den Heiligen Papst Johannes Paul II.
zur Leitung deiner ganzen Kirche bestellt;
gib, dass wir, durch seine Lehre geführt,
unsere Herzen vertrauensvoll öffnen
für die heilbringende Gnade Christi,
des einzigen Erlösers der Menschheit.
Der mit dir lebt und herrscht
in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
(Tagesgebet)

Zentrum des hl. Johannes Paul II. in Krakau

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