Donnerstag, 22. Juni 2017

Der Preis der Wahrheit

Thomas Morus und John Fisher stellen sich gegen die Scheidung und Wiederverheiratung von Heinrich VIII. und verweigern den Eid auf die neue Verfassung, mit der sich der König zum neuen Oberhaupt der englischen Kirche machte:

John Fisher lehnt es ab, den Eid zu leisten


John Fisher, Bischof, Kardinal und Märtyrer. John Fisher wurde um 1469 zu Beverley in Yorkshire geboren, nach dem Studium zu Cambridge wurde er Priester und 1504 Bischof von Rochester. Fisher wirkte in hervorragender Weise als Prediger, Seelsorger und Helfer der Armen. Er verband die scholastische Theologie mit der Begeisterung des Humanismus für das Schrift- und Väterstudium. So berief er zur Reform der Universität Cambridge Erasmus von Rotterdam nach England. Fisher verfasste auch mehrere in Inhalt und Form hervorragende Schriften gegen Martin Luther. Als Beichtvater Katharinas von Aragon, der Ehefrau Heinrichs VIII., erhob er 1527 Einspruch gegen die Ehescheidung, die der König durchsetzte, um die Kammerzofe Anne Boleyn zu heiraten. Als sich Fisher 1534 gemeinsam mit dem Lordkanzler Thomas More weigerte, den Suprematseid zu leisten, wurde er im Tower von London eingekerkert. Papst Paul III. erhob Bischof John Fisher 1535 zum Kardinal, konnte damit jedoch nicht verhindern, dass Heinrich VIII. ihn am 22. Juni 1535 zu London enthaupten ließ. John Fisher wird mit Kardinalshut und Märtyrerpalme dargestellt.
(Martyrologium Sancrucense)


Thomas More verweigert König Heinrich VIII. den Treueeid



Thomas Morus, Lordkanzler und Märtyrer. Der heilige Thomas Morus wurde am 7. Februar 1478 zu London geboren, studierte zu Oxford Rechtswissenschaft und widmete sich humanistischen Studien. Dem Erasmus von Rotterdam war er in Freundschaft verbunden. Nach weiteren Studien in Löwen und Paris trat er in den Dienst König Heinrichs VIII. und wurde dessen enger Vertrauter. Thomas Morus beriet den König bei der Abfassung einer Schrift „Gegen die Irrlehren Luthers“, die Heinrich VIII. den päpstlichen Ehrentitel „Defensor fidei“ einbrachten. Morus verfasste selbst zahlreiche Schriften voll Geistesschärfe, Mut, Frömmigkeit und Humor. Seine große Liebe zur Kirche verschloss ihm aber nicht die Augen vor Missbräuchen und Aberglauben. Mit seiner Frau und seinen Kindern führte er ein glückliches Familienleben. 1529 ernannte Heinrich VIII. Thomas Morus zum Lordkanzler, doch legte dieser 1532 sein Amt nieder, da er die antirömische Kirchenpolitik des Königs nicht unterstützen konnte. Als Morus 1534 den Eid nicht leisten wollte, der die Oberherrschaft des Königs über die englische Kirche anerkannte, zog er sich endgültig den Hass des Königs zu. Thomas Morus wurde enteignet, dann im Tower eingekerkert und trotz glänzender Verteidigung wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Am 6. Juli 1535 ließ ihn der König enthaupten.
Die Seligsprechung erfolgte 1886, die Heiligsprechung durch Papst Pius XI. erfolgte 1935 gemeinsam mit John Fisher.
Im Oktober 2000 ernannte Papst Johannes Paul II. Thomas Morus zum Patron der Regierenden und der Politiker.

Thomas More und John Fisher verweigern den Suprematseid
Our Lady and the English Martyrs Church, Cambridge



Besonders rufe ich die Gestalt des heiligen Thomas More in Erinnerung, des großen englischen Gelehrten und Staatsmanns, der von Gläubigen wie von Nichtglaubenden wegen seiner Rechtschaffenheit bewundert wird, mit der er seinem Gewissen folgte, selbst um des Preises willen, daß es dem Herrscher mißfiel, dessen „treuer Diener“ er war; denn er wollte an erster Stelle Gott dienen. Das Dilemma, vor dem Thomas More in diesen schwierigen Zeiten stand, diese stets aktuelle Frage nach dem Verhältnis zwischen dem, was dem Kaiser gebührt, und dem, was Gott gebührt, bietet mir die Gelegenheit, mit Ihnen kurz über den der Religion im politischen Leben zukommenden Platz nachzudenken.
( Benedikt XVI am 17.9.2010 in der Westminster Hall, ganzer Text)

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