Donnerstag, 26. Januar 2017

Timotheus

Timotheus, St Mary the Great, Cambridge


Timotheus, Apostelschüler. Timotheus stammte aus Lystra und war der Sohn eines heidnischen Vaters und einer jüdischen Mutter. Jude war er aber offenbar nicht, denn er wurde erst von Paulus beschnitten, als dieser einen Konflikt mit Juden zu vermeiden suchte. Paulus bekehrte ihn wohl selbst auf seiner ersten Missionsreise. Später war Timotheus fast immer Begleiter des Völkerapostels, der ihn auch mit Briefen oder Aufträgen zu verschiedenen Gemeinden sandte. Paulus ließ ihn vor seiner Reise nach Makedonien in Ephesus zurück und gab ihm brieflich Anweisungen über die Verwaltung seines Amtes. Später rief Paulus den Timotheus zu sich nach Rom. Nach altkirchlicher Überlieferung ist Timotheus nach dem Tod des Paulus nach Ephesus zurückgekehrt und hat dort als erster Bischof gewirkt. Über sein Lebensende haben wir keine sicheren Nachrichten. Seine Reliquien wurden 356 von Ephesus nach Konstantinopel übertragen. Heute rühmt sich die Kirche San Giovanni in Fonte zu Rom ihres Besitzes. Timotheus wird in bischöflichen Gewändern dargestellt mit den Attributen eines Märtyrers.
(Martyrologium Sancrucense)


St Mary the Great, Cambridge



„Timotheus“ ist ein griechischer Name und bedeutet: „Der, der Gott ehrt“. Während Lukas ihn in der Apostelgeschichte sechsmal erwähnt, bezieht sich Paulus in seinen Briefen gut 17-mal auf ihn (dazu ein weiteres Mal im Hebräerbrief). Daraus kann abgeleitet werden, dass er in den Augen des Paulus große Achtung genoss, auch wenn Lukas sich nicht darum bemüht, uns alles zu erzählen, was ihn betrifft.
Der Apostel beauftragte ihn in der Tat mit bedeutenden Missionen und sah in ihm fast ein „alter ego“, wie aus dem großen Lob hervorgeht, das er ihm im Brief an die Philipper zukommen lässt: „Ich habe keinen Gleichgesinnten („isópsychon“), der so aufrichtig um eure Sache besorgt ist“ (2,20).




Timotheus wurde in Lystra (ungefähr 200 km nordwestlich von Tarsus) geboren. Seine Mutter war Jüdin, sein Vater Heide (vgl. Apg 16,1). Der Tatsache, dass die Mutter eine Mischehe eingegangen war und den Sohn nicht hatte beschneiden lassen, lässt sich entnehmen, dass Timotheus in einer nicht streng gläubigen Familie aufgewachsen ist, auch wenn gesagt wird, dass er die Schriften von Kindheit an kannte (vgl. 2 Tim 3,15). Uns wurde der Name der Mutter überliefert, Eunike, und auch der Name der Großmutter, Lois (vgl. 2 Tim 1,5). Als Paulus zu Beginn der zweiten Missionsreise durch Lystra kam, wählte er Timotheus zum Gefährten, da dieser „von den Brüdern in Lystra und Ikonion empfohlen worden war“ (Apg 16,2). Aber er ließ ihn „mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden wohnten“ (Apg 16,3), nicht beschneiden.



 

Zusammen mit Paulus und Silas durchquerte Timotheus Kleinasien bis Troas. Von dort ging er nach Makedonien. Wir haben des weiteren die Information erhalten, dass Timotheus in Philippi verschont wurde, wo Paulus und Silas in die Anklage verwickelt wurden, Störer der öffentlichen Ordnung zu sein, und in Gefangenschaft kamen, da sie sich der Ausbeutung eines jungen Mädchens als Wahrsagerin durch einige skrupellose Individuen widersetzten (vgl. Apg 16,16-40). Als Paulus dann gezwungen war, seine Reise bis nach Athen fortzusetzen, stieß Timotheus in jener Stadt zu ihm und wurde von dort zur jungen Kirche von Thessaloniki gesandt, um von ihren Mitgliedern zu lernen und sie im Glauben zu stärken (vgl. 1 Thess 3,1-2). Er traf den Apostel danach wieder in Korinth, brachte ihm freudige Nachrichten über die Thessaloniker und arbeitete mit ihm bei der Evangelisierung dieser Stadt zusammen (vgl. 2 Kor 1,19).



Wir finden Timotheus während der dritten Missionsreise des Paulus wieder in Ephesos. Wahrscheinlich schrieb der Apostel von dort aus an Philemon und an die Philipper, und in beiden Briefen erscheint Timotheus als Mitabsender (vgl. Philemon 1; Phil 1,1). Von Ephesos schickte ihn Paulus nach Makedonien, zusammen mit einem gewissen Erastos (vgl. Apg 19,22), und dann auch mit dem Auftrag nach Korinth, einen Brief zu übermitteln, in dem er den Korinthern ans Herz legte, ihn gut aufzunehmen (vgl. 1 Kor 4,17; 16,10-11). Wir finden ihn noch einmal als Mitabsender des zweiten Briefs an die Korinther, und als Paulus von Korinth aus den Brief an die Römer schreibt, fügt er zusammen mit den Grüßen der anderen die des Timotheus hinzu (vgl. Röm 16,21).




Der Jünger reiste von Korinth ab, um nach Troas zu gelangen, das auf der asiatischen Seite des Ägäischen Meers liegt, und um dort auf den Apostel zu warten, der nach Jerusalem unterwegs war, um seine dritte Missionsreise zu beenden (vgl. Apg 20,4). Von diesem Augenblick an geben uns die antiken Quellen nur einen im Brief an die Hebräer enthaltenen Hinweis auf die Biographie des Timotheus: „Wisst, dass unser Bruder Timotheus freigelassen worden ist; sobald er kommt, werde ich mit ihm zusammen euch besuchen“ (Heb 13,23). Abschließend können wir sagen, dass die Gestalt des Timotheus so großes Gewicht hat wie das eines bedeutenden Hirten. Nach der späteren „Geschichte der Kirche“ des Eusebius war Timotheus der erste Bischof von Ephesos (vgl. 3,4). Einige seiner Reliquien, die aus Konstantinopel stammen, befinden sich seit dem Jahr 1239 in Italien: in der Kathedrale von Termoli in Molise.

(Benedikt XVI. über Timotheus und Titus, Generalaudienz 12. Dezember 2006)


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