Donnerstag, 6. Oktober 2016

Gericht und Verdammnis - der hl. Bruno

Bruno der Kartäuser, Seitenaltar der ehemaligen Kartäuserkirche von
S. Maria degli Angeli e dei Martiri, Rom

Der Legende nach hat dem hl. Bruno ein unheimliches Erlebnis die hohen Ämter verleidet:
Bruno war zugegen bei den Trauerfeierlichkeiten eines berühmten Hochschullehrers: Als nämlich an dem offenen Sarge das Totenamt gesungen wurde, geschah ein Wunder.
Bei den Worten des Lektors: "Reponde mihi - antworte mir!" richtete der Tote sich auf und rief mit lauter Stimme: "Ich bin gerufen zum gerechten Gerichte Gottes !"

Leblos sank er wieder zurück und die Menge entsetzt auseinander. Am nächsten Tage begann man von neuem die Totenmette zu beten. Aber siehe, bei den Worten: "Reponde mihi..." erhob der Tote abermals sein Haupt und rief: "Ich bin gerichtet im gerechten Gerichte Gottes!"

Und wiederum flüchtete alles. Am dritten Tage, als sich eine ungeheure Menge Volkes versammelt hatte, die schaudernd von dem Wunder gehört, richtete sich der Tote nochmals auf und sagte verzweifelt: "Ich bin verdammt im gerechten Gerichte Gottes"! -

Nach diesem Erlebnis entsagte Bruno alsbald der Welt und floh in die schweigende Abgeschiedenheit der Einöde, fortan bestrebt, sich allein dem Lobe Gottes und dem Gebet für andere zu widmen.

(Melchers, das Jahr der Heiligen, 649)

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