Montag, 1. August 2016

Wie der Heiland geliebt zu werden verdient wegen der Liebe, die Er uns durch Sein Leiden bezeugt hat


Der Heiland nannte diese Stunde seine Stunde, weil die Zeit seines Leidens und Sterbens die von ihm ersehnte Zeit war, wo er den Menschen den letzten Beweis seiner Liebe geben, und für sie von Schmerzen verzehrt an einem Kreuze sterben wollte.
Was könnte aber einen Gott bewegen, eine für Seine göttliche Majestät so schmachvolle Todesart, die Hinrichtung zwischen zwei Missetätern zu erwählen?
"Wer hat dies getan?" sagt der heilige Bernhard und antwortet: "Die Liebe hat es getan, die der Würde nicht eingedenk ist."
Wenn die Liebe sich offenbaren will, sieht sie nicht auf das, was der Würde der Liebenden gebührt, sondern auf das, was geeignet ist, ihre Liebe dem Geliebten kundzutun.
Deshalb konnte der heilige Franz von Paula bei dem Anblick eines Bildes des Gekreuzigten nichts als die Worte hervorbringen: "O Liebe, o Liebe, o Liebe!"
Möchten auch wir nach seinem Beispiel, wenn wir Jesus am Kreuze betrachten, mit einem von Liebe entflammten Herzen ausrufen: O Liebe, o Liebe, o Liebe!


O möchten die Menschen, wenn sie Jesus den Gekreuzigten betrachten, bei der Liebe verweilen, welche Er für jeden von ihnen trägt!
"Werden wir", sagt der heilige Franz von Sales, "bei dem Anblicke des von Liebe entflammten Herzen unseres Erlösers nicht auch von Liebe entzündet werden?" Welch ein Glück, von demselben Feuer ergriffen zu sein, von welchem unser Gott entbrannt ist! Welche Seligkeit, mit Gott durch die Bande der Liebe vereinigt zu sein!"
Der heilige Bonaventura nannte die Wunden Jesu Christi Wunden, die auch die gefühllosesten Herzen verwunden und die kältesten Seelen entzünden: "Wunden, welche harte Herzen verwunden und eiskalte Gemüter entflammen."
O wie viele Liebespfeile gehen aus diesen Wunden hervor, welche die härtesten Herzen durchbohren! Wie viele Flammen gehen aus dem von Liebe entbrannten Herzen Jesu hervor, welche die kältesten Herzen entzünden! Wie viele Bande gehen aus seiner heiligsten Seitenwunde hervor, welche auch die widerspenstigsten Herzen zu fesseln vermögen!


Vom hl. Alfons gemaltes Bild des Gekreuzigten, Museo St. Alfonso, Pagani

O Jesus, Du ewiges Wort des ewigen Vaters, Du hast 33 Jahre unter Leiden und Mühseligkeiten zugebracht. Du hast Dein Blut und Dein Leben hingegeben, um die Menschen zu erlösen. Du hast nichts gespart und dich in nichts geschont, um ihre Liebe zu gewinnen und doch gibt es Menschen, die dies wissen und die Dich dennoch nicht lieben.

Und ach, auch ich gehöre zu diesen Undankbaren, aber ich erkenne jetzt, o mein Jesus, die Größe der Unbilden, die ich Dir zugefügt habe, erbarme Dich meiner. Ich bringe Dir jetzt mein undankbares Herz dar, ein undankbares, aber ein reumütiges Herz.
Ja, mein Heiland, es schmerzt mich über alles, daß ich Deine Liebe verachtet habe. Ich bereue es und liebe Dich aus dem Grunde meines Herzens.
O meine Seele, liebe einen Gott, der für dich wie ein Verbrecher gebunden, einen Gott, der für dich wie ein Sklave gegeißelt, einen Gott, der für dich wie ein eingebildeter König verspottet, einen Gott endlich, der für dich wie ein Missetäter an das Kreuz geheftet wurde und für dich den schimpflichen Tod erlitt.

Ja, mein Heiland, mein Herr, mein Gott, ich liebe Dich, ich liebe Dich.

Erinnere mich immerfort an alles, was Du für mich gelitten hast, damit ich keinen Augenblick vergesse, Dich zu lieben.
Ihr Stricke, die ihr Jesus gebunden habt, bindet mich an Jesus!
Ihr Dornen, mit welchen Jesus gekrönt wurde, verwundet mich mit der Liebe zu Jesus!
Ihr Nägel, die ihr Jesus durchbohrtet, heftet mich an das Kreuz meines Jesus, damit ich mit Jesus vereint leben und sterben möge!
O kostbares Blut meines Jesus, berausche mich mit der heiligen Liebe!
O Tod meines Jesus, mache, daß ich allen irdischen Neigungen absterbe!
O ihr durchbohrten Füße meines Herrn, ich umfasse euch, um der Hölle zu entgehen, die ich verdient habe. In der Hölle könnte ich Dich micht mehr lieben, mein Jesus; und ich will Dich lieben jetzt und allezeit und durch die ganze Ewigkeit.
O mein geliebter Heiland, rette mich, ziehe mich an Dich, und laß nicht zu, daß ich jemals wieder von Dir geschieden werde.
Du aber, o Maria, Mutter meines Herrn und Zuflucht der Sünder, stehe einem Sünder bei, der seinen Gott lieben will und sich deinem Schutz empfiehlt; komme mir zu Hilfe um der Liebe willen, die du zu deinem göttlichen Sohn trägst.

(aus: hl. Alfons Maria von Liguori, Die Liebe zu Jesus Christus, Hrsg. E. Recktenwald)

Glasfenster des hl. Alfons in der Basilica Pontificia di Sant´Alfonso de Liguori, Pagani

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